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Freitag, 3. Januar 2014

Schwingbaum

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...
der Zeiger rapide auf Null fiel. Wütend darüber,
daß wir nicht einmal mehr die fehlenden 2 Kilo-
meter bis Stolzenau geschafft hatten, ließ er ein
ellenlanges Schimpfwort vom Stapel. Herrisch
gab er uns dann den Befehl: " Laßt den Anker ins
Wasser!". Schnell hatte sich der Klippanker am
Grunde festgezurrt. Mit dem Schwingbaum schwang
sich Horst, mit einem kleinen Stockanker in der
Hand, an Land, um den Anker dort zu befestigen,
der das Schiff am Ufer halten sollte. Da saßen
wir nun mit betrübten Gesichtern. Aber was hätten
wir anderes tun sollen, wenn wir den Motor nicht
zerstören wollten. Uns blieb nichts anderes übrig,
als altes Zeug anzuziehen und dem bockenden
Motor zu Leibe zu rücken. Als er nach vier Stunden
mühevoller Arbeit - es war ein Uhr Mitternacht
geworden - noch nicht funktionierte, gaben wir es
auf. Durch einen Telephonanruf bestellten wir für
den anderen Morgen einen Monteur von Bremen.
Auch dieser hatte einen halben Tag daran zu tun,
ehe er den Fehler gefunden hatte. Bald darauf tuk-
kerte auch schon der Ankermotor, und wir lichte-
ten den Anker. Nun lagen wir wieder auf dem
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Eine Flußfahrt, die ist lustig...

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 16:09h | 0 Kommentare |comment

 

 

Donnerstag, 2. Januar 2014

Kein gutes Gewissen

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...
unser Schiffer einen Fluch ausstieß. Ich wußte
auch sofort warum. Ein Wasserschutzpolizist klet-
terte gerade über die glitschige Eisenleiter zu uns
an Bord. Was der wohl wollte? Waren wir zu
schnell gefahren? Dann müßten wir wir bestimmt
ein Protokoll bezahlen. Deswegen kam er aber
nicht. Er ließ sich vom "Alten" nur die Schiffspapiere
zeigen. Er wollte prüfen, ob unser Schiffer das Weser-
patent besaß, da er andernfalls einen Lotsen an
Bord haben müßte, der die Strecke befahren durfte.
Dann verließ er die "M. S. Henni". Ich sah richtig,
wie der Schiffer aufatmete. Er mußte wohl kein gutes
Gewissen gehabt und mit einer Strafe gerechnet
haben. Ich fragte den Schiffer, wie weit wir heute
wohl noch kommen würden. "Bis Stolzenau viel-
leicht", schätzte er. Ich freute mich schon, dann
hatten wir Gelegenheit, wieder einmal ins Kino zu
gehen. Aber es sollte anders kommen.
Die Sonne war inzwischen schon untergegangen.
Ich hörte im Steuerhaus dem Reden des Schiffers
und des Matrosen zu, als der Schiffer plötzlich auf
den Zeiger der Öldruckpumpe zeigte. Was war denn
passiert? Als ich auch hinschaute, sah ich, daß
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In einer Schleuse

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 15:32h | 0 Kommentare |comment

 

 

Mittwoch, 1. Januar 2014

Durchgeschleust

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im Bratofen. Wir waren froh, daß wir im Steuer-
haus saßen, wo es noch einigermaßen kühl war.
Allmählich näherten wir uns der Schleuse in Dör-
verden. Der Schiffer gab durch viermaliges Tuten
den Schleusenwärtern die Ankunft unseres Schiffes
bekannt, die dann, wenn kein Betrieb ist, das
Wasser absacken lassen, damit die Schiffe gleich in
die Schleuse hineinfahren können und keine Zeit
verlieren. Auf den verkehrsreichen Kanälen aber sind
manche Schleusen so belagert, daß die Schiffer oft
eine Stunde oder mehr warten müssen, ehe ihr
Kahn durchgeschleust wird. Oh, wir hatten die
Schleuse ja schon erreicht! Jetzt wiederholte sich
dasselbe Spiel wie
gestern. Die Besatzungs-
mitglieder sind in
der Schleuse immer
auf ihren Posten;
denn solche Schleu-
senmanöver sind
nicht immer ungefährlich. Der Wasserspiegel war
schon bis zur Hälfte gestiegen. Das Wasser hatte
fast aufgehört zu gurgeln und zu rauschen, als
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MS Henni in der Weser-Schleuse Dörverden

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 23:21h | 0 Kommentare |comment

 

 

Wasserstände

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mahl fragte ich erstaunt den Schiffer, warum hier so
wenig Verkehr auf der Weser wäre. "Ja, mein Junge," ,
antwortete er mir, "wenn du die Wasserstände der Weser
im Radio gehört hast, weißt du, daß die alte Weser wie-
der einmal kleines Wasser führt. Die Schiffe, die mehr
Ladung haben, müssen daher den Umweg über den
Küsten- , Dortmund-Ems und Mittellandkanal
machen. Wir können mit unseren 350 Tonnen ruhig
bis Rinteln fahren." Ja, der Wasserstand ist das größte
Hindernis der Weser. Darum geht man jetzt daran,
die Weser zu kanalisieren, damit alle Schiffe
mit voller Nutzung der Tonnage sie befahren können.
Für unsere Wasserwirtschaft hat es aber den Nachteil,
daß dann die Rheinschiffe hier ebenfalls Waren beför-
dern können und die Weserschiffer so eine starke
Konkurrenz haben werden. Nachdem wir uns sattgegessen
hatten, gingen der Schiffsführer und ich ins Steuer-
haus, um den Matrosen, der das Schiff so lange
geführt hatte, abzulösen. Der Matrose hatte auf die-
ser Fahrt das wenigste zu tun, er kontrollierte
höchstens die Arbeit des Schiffsjungen, oder er steuerte.
Zu dieser Zeit war es auf den eisernen Planken an
Deck gar nicht mehr auszuhalten. Eine Hitze wie
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Dampfschleppzug Rudolf Tewes auf der Fahrt nach Hameln

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 15:19h | 0 Kommentare |comment

 

 

Dienstag, 31. Dezember 2013

15 km in der Stunde

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Ankerlaterne an. Danach packten wir uns tod-
müde in die Betten. Ich habe so in meinem Sinn
gedacht "Gott sei dank, daß es auf den Motorschiffen
keine Petroleumlampen mehr gibt, sonst hätten
wir eine Stunde am Tag nur Lampen putzen
müssen!". Aber wenn die Akkus nicht richtig behan-
delt werden, wird das Licht, wenn der Motor nicht
mehr läuft, immer dunkler, und nach einem
halben Jahr sind sie dann zerfressen.
Es war 6 Uhr morgens, als der Schiffer über die
Gangbord polterte, an unser Fenster klopfte und
uns aufweckte. Wir hatten nebelfreie Sicht. Als wir
die Flaggen hochgezogen hatten, fuhren wir los.
Die Strömung war
auf der Mittelweser
noch gering, und
die "M. S. Henni"
schaffte noch leicht
15 km in der Stunde.
Die Landschaft
links und rechts der Weser war bis Minden, wie
auf dem Kanal, eintönig, und von ein paar
Dörfern und Städten unterbrochen. Beim Mittags-
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M. S. Henni, Mittelweser

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 23:08h | 0 Kommentare |comment

 

 

Eitermündung

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zug "Rudolf Tewes" in der großen Schleusenkammer.
Die "M. S. Henni" fuhr langsam
in die kleine Kammer, und bald
lagen wir vertäut an der
Schleusenmauer. Als noch zwei
kleine Schiffe in die Schleuse
getuckert waren, schloß sich
das Schleusentor. Nun hob
sich das Wasser um einige
Meter; und dann konnten
wir durch das obere Tor unsere
Weiterfahrt antreten. Wir fuhren noch bis zur Eiter-
mündung - Thedinghausen - , wo unser Schiffsführer
und unser Matrose zu Hause waren. Nun waren
Horst und ich alleine an Bord. Jetzt hatten wir freie
Bahn und konnten das machen, wozu wir Lust
hatten. Schnell ließen wir das Beiboot ins Wasser,
und mit der Badehose bekleidet, fuhren wir in die
Mitte der Weser und machten einen Kopfsprung nach
dem anderen vom Bootsrand, bis wir uns vom
heißen Tage abgekühlt hatten. Dann schwangen
wir uns hungrig aufs Schiff, um Abendbrot zu
essen. Wir zogen die Flaggen ein und knipsten die
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Rudolf Tewes in der Schleusenkammer

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 17:53h | 0 Kommentare |comment

 

 

Rettungsring

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...
in kurzer Zeit ruiniert sein würde. Auch im
Maschinenraum war alles schön geputzt und ge-
ordnet, daß es einem Freude machte, sich darin auf-
zuhalten. Sonst hatten wir auf dieser Reise nicht
viel zu tun; denn das Schiff und die Kajüten brauchten
nicht gestrichen zu werden, da die "M. S. Henni" nach dieser
Reise zur Werft sollte.
Am Badestrand tummelten sich schon viele Bade-
gäste und die Segler kreuzten gegen den Wind.
Wir passierten gerade die "Bremer Vulkan Werft",
als ein Segler, der von einem an uns vorbeigleitenden
Seedampfer abgelenkt worden war, genau vor den
Bug der "M. S. Henni" fuhr und samt des zerschmet-
terten Bootes unters Schiff kam. Zum Glück konnte
sich die ältere Dame, die mitsegelte, an dem von
unserem Schiffsführer hingeworfenen Rettungsring
anklammern und von den D. L. R. G. Mitgliedern an
Land geholt werden. Der alte Schiffer sagte zu mir,
daß solche Zwischenfälle in der Binnenschiffahrt sehr
oft passierten und den Schiffern viel Unannehmlich-
keiten verursachen könnten.
Zur Mittagszeit gelangten wir wir zur Hemelinger Schleuse.
Es lag gerade der nach Hameln fahrende Dampfschlepp-
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Klar Schiff

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 12:53h | 0 Kommentare |comment

 

 

Montag, 30. Dezember 2013

Streckenhinweis

Einmal Google Maps malträtiert, um die Strecke Brake nach Rinteln in etwa abschätzen zu können:

Knapp 200 Kilometer

Ca. 200 Kilometer Flußfahrt.



Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 02:03h | 0 Kommentare |comment

 

 

Bergwärts

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...
spuckten die beiden
Sauger auch schon
das Getreide in uns-
ere Räume, die,
da wir bloß 350 t
Getreide befördern
sollten, innerhalb von 2 Stunden voll waren.
Die Räume wurden nun abgedeckt. Ein Zollbe-
amter plombierte sie, um zu verhindern, daß
jemand etwas stahl. Dann ließen wir den M. W. M.
Dieselmotor an und fuhren die Weser bergwärts,
Rinteln entgegen. Aber ach! Wie sah das Deck bloß
aus! Von dem Getreidestaub war es ganz weiß
geworden, und wir mußten es wieder abspritzen,
damit das Schiff sauber aussah. Nach dieser Arbeit
stiegen Horst und
ich die Treppe zum
Maschinenraum
hinab, um den Motor
abzuschmieren. Dies
mußte alle zwei Stunden
gemacht werden, da
andernfalls die Gelenke abnutzen und der Motor
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Spuckende Sauger, eingebettet im Text

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 01:43h | 0 Kommentare |comment

 

 

Sonntag, 29. Dezember 2013

Ungewitter

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...
Am Spätnachmittag zogen wir uns neues Zeug
an, um in der Stadt einige Einkäufe zu besorgen;
denn im Moment gab es an Bord nichts zu machen.
Auf der Weser gibt es nämlich keine Proviantboote
wie auf dem Rhein, die den Schiffern die Eßwaren
an Bord bringen. Aber das macht auch nichts. Die
Schiffsjungen freuen sich, wenn sie an Land kön-
nen. Sonst müssen sie ja doch immer auf dem
Schiff bleiben: entweder sind sie unterwegs, oder
der Schiffsführer geht selbst an Land, und sie müssen
dann Bordwache halten. Nach ein paar Stunden
zog ein schweres Gewitter auf, und wir machten,
daß wir mit unseren eingekauften Lebensmitteln
noch trocken an Bord kamen. Da wir nichts mehr
zu tun hatten, nahmen wir uns ein Buch und
legten uns in die Koje. Da brach das Ungewitter auch
schon los. Wir waren froh, daß wir im Bett lagen
und hörten dem Regen, der auf die Kajüte prasselte,
zu, bis er uns eingeschläfert hatte.
Am nächsten Morgen war wieder das herr-
lichste Wetter. Gutgelaunt deckten wir die Luken
der Räume ab und machten die "M. S. Henni"
neben den mächtigen Schiffskörper fest. Dann
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"M. S. Henni" Schraubenwasser

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 20:46h | 0 Kommentare |comment

 

 

Fernweh

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kein Licht zu bezahlen brauchen. Nur für die kleinen
Kinder ist es an Bord gefährlich. Man muß sehr
darauf aufpassen! Wie leicht können sie in einem
unbewachten Augenblick über Bord fallen! Wenn
sie 6 Jahre alt sind, und die Schule besuchen müssen,
werden sie in einem Schifferheim untergebracht,
in dem sie ihr Zuhause finden.
Als wir schon beim Mittagessen waren - wir hatten
solchen "Kohldampf" - kam endlich der Schiffer
mit der Nachricht wieder, daß wir am anderen Mor-
gen mit Einladen anfangen sollten. Als wir mit
Mittagessen und Saubermachen fertig waren, sahen
wir, wie grade der Getreidedampfer von zwei Schlep-
pern an seinen Platz bugsiert wurde; denn der große
Seedampfer selbst ist zu unwendig dazu. Beim
Anblick solchen Rie-
sens bekommen vie-
le Jungen Fernweh,
und mancher Schiffs-
junge ist schon vom
Binnenschiff zum
Seeschiff überge-
gangen.
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Im Text eingebettet

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 17:35h | 0 Kommentare |comment

 

 

Frauen an Bord

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haus. Dort konnte ich mich stundenlang aufhalten, denn
von hier aus ließ sich alles überschauen. Auf meine
Bitte hin gab mit der Schiffsführer das Steuer in
die Hand; denn auf der Unterweser ist es nicht
schwer, ein Schiff zu führen. Das Fahrwasser ist
durch rote Bojen auf der einen Seite und durch
schwarze Bojen auf der anderen Seite gekennzeichnet.
Wie ich feststellte, muß man als Steuermann sehr
gute Augen haben. Mir taten sie schon nach kurzer
Zeit vom ewigen Aufpassen weh. Nach zwei Stunden,
gegen Mittag, kamen
wir in Brake an. Als
wir die M. S. Henni
an der Getreideanlage
-Karl Gross- , wo schon
ein paar auf Getreide
wartende Schiffe
angetäut waren, festmachten, ging der Schiffsführer
zum Hafenamt, um die M. S. Henni anzumelden.
Die meisten Schiffer haben ihre Frauen mit an
Bord. Auch unser Schiffer wohnt hier mit seiner
Frau; denn auf dem Schiff können sie billiger leben
als an Land, weil sie keine Kohlen, keine Miete und
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Eingebunden im Text

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 17:07h | 0 Kommentare |comment

 

 

Sonntag, 29. Dezember 2013

Nebel

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wenn er seine halbe Lehrzeit auf einem Bockschiff
und die andere Hälfte auf einem Motorschiff ver-
brächte, denn auf einem Schleppkahn lernt er,
wie man mit den Drähten umgeht, was in der
Binnenschiffahrt sehr bedeutend ist. Auf dem
Motorschiff lernt er wiederum die Bedienung des
Motors kennen.
Am anderen Morgen, als ich erwachte, wunderte
ich mich, daß wir noch an Land lagen, obwohl
es schon 9 Uhr war. Aber als ich hinausging, sah
ich, daß es unmöglich war zu fahren. Der Nebel
lag so dicht über dem Wasser, daß wir kaum
20 m weit schauen konnten. Da konnten wir in
der blitzsauberen Küche erst einmal in Ruhe unser-
en heißen Kaffee trinken. Als die Sonne den Nebel
durchbrach, wurd's auch Zeit loszuwerfen
und wegzufahren; denn am Nachmittag sollte
der Getreidedampfer Brake anlaufen. Wenn wir
schnell fertig werden wollten, mußten wir sehen,
daß die "M. S. Henni" möglichst als eines der ersten
Schiffe am Pier festmachte, damit wir vor den anderen
einladen konnten. Während Horst und der Matrose
die Räume fertig machten, ging ich ins Steuer-
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M. S. Henni in Farbe

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 00:37h | 0 Kommentare |comment