Sonntag, 3. Oktober 2004
In eigener Sache
Meine Kommentare hier wie auch überall sonst (20:36h: verfaß / vergaß) haben erschreckend häufig (TrailerN)
Flüchtigkeitsfehler.
Und da bei den allermeisten Seiten in den Kommentaren keine Edit-Funktion vorhanden ist, bleibt oft nur das peinliche Stehenlassen der eigenen Unzulänglichkeit oder das noch peinlichere Kommentieren des eigenen Kommentars. Und wenn ich dann in dem kommentierten Kommentar schon wieder Mist verzapft habe: oh weh.
Also, an die sichtbare wie unsichtbare Welt da draussen:
TUT MIR LEID, das.
Wie hieß es schon in meinen Zeugnis aus der ersten Klasse (Grundschule an der Karlstraße, Klasse 1a, Schuljahr 1977/78, 2. Halbjahr):
Arbeitsverhalten:
Claus bemüht sich um selbstständiges Arbeiten. Kurze Aufgaben führt er in angemessener Zeit zu Ende, bei längeren Aufgaben benötigt er Zuspruch und Ermunterung. Er läßt sich leicht von seiner Arbeit ablenken.
Schriftliche Arbeiten muß Claus sorgfältiger ausführen!"
Lieber Frau Schröder, dem ist leider bis zum heutigen Tage noch nicht viel neues hinzuzufügen.
Schnüff.
Bitte, hat hier noch jemand eine Portion Zuspruch und Ermunterung übrig?
PS:
Selbige Frau Lehrerin vermerkte in Klasse 2 zum gleichen Thema "...Er läßt sich leicht ablenken und macht dadurch noch Flüchtigkeitsfehler..." (1.Halbjahr) und "...läßt sich aber schnell von seiner Arbeit ablenken. Er muss sich viel Mühe geben, seine schriftlichen Arbeiten ordentlich und ansprechend auszufertigen..:" (2. Halbjahr).
Immerhin kleine Lichtblicke in Klasse 3 "...ist fantasievoll und kann spannend erzählen..:" und Klasse 4 "...ist bemüht, sorgfältig und gründlich zu arbeiten....kann sich treffend ausdrücken und ist sehr fantasievoll...".
Am Ende meiner Schulkarriere gab es dann an der FOS trotzdem ein "gut" in Deutsch. Das "befriedigend" im Maschineschreiben auf der Höheren Handelsschule Jahre vorher war übrigens mehr als schmeichelhaft.
The Finger Gallery
Ich will da ja keinen Finger in diese Wunde legen, aber ....
Harrison Ford, Charakterdarsteller
;)
Wenn die Hölle gefriert
"Eher gefriert die Hölle", in diese Kategorie von Phrasen fiel bis vor etwas über 15 Jahre auch diese hier:
"Eher findet die Wiedervereinigung statt"
Ähnliches hatte meine Kollegin Ende 1989 auch auf den Lippen (Cläuschenklein war noch in der Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskfm.), als sie mitten im Satz mit den Worten "ach nein, dass darf man ja jetzt gar nicht mehr sagen" abbrach.
Wenn die Hölle gefriert.
Wo ist die Zeit geblieben? FÜNFZEHN JAHRE ist das schon her, dass wir mit Tränen in den Augen (bekomme ich bei TV-Dokumentationen immer noch) den Fall der Mauer erlebten. Das war so wunder-wunderschön.
Die ehrliche Freude, die Tränen, die Umarmungen.
DIE ERSTEN GEGENBESUCHE!
All das war uns Deutschen friedlich in den Schoss gelegt worden. Ein völlig absurder Gedanke, ausgerechnet uns Deutschen.
Gott ist in den Schwachen mächtig, möchte ich im Hinblick auf die friedlichen Demonstrationen sagen.
Wenn die Hölle gefriert.
Wühl, kram, umgrab:
Ah hier, ich habe auch noch ein paar skurile Erinnerungen an diese düstere Staatsform DDR (Drei Doofe Russen).
Vom Braunkohleofen-Gestank, dem mit was auch immer gedünkten Feldern (war das Schweine- oder Hühnermist, gute Güte?) und den angstvollen Gesichter meiner Gastgeber, als ich mitten in der Rostocker Innenstadt fröhlich das Deutschlandlied vor mich hinpfiff, der gräuseligen Kola, der widerlichen Schokolade, der extatischen Freude über Dosenpfirsich, frischen Bananen und Jacobs-Kaffee, dem Trabifahren ("das etwas andere Fahrgefühl", was ich nach dem ersten Höllenritt von mir gab, führte tatsächlich zu seliger Verzückung bei den Gastgebern: "Haha, das etwas andere Fahrgefühl, haha, ja, genau! Der Claus aus dem Westen, haha. Gleich einen treffenden Werbespruch auf den Lippen. Das etwas andere..." usw. usw.) zu den Grenzübertritten:
Eine Bremer Jugendgruppe fährt zu einem Besuch von gleichaltrigen nach Templin (nördlich von Berlin). Fünf bis sechs Autos insgesamt.
Ich saß mit Ralf zusammen in seinem Wagen, der einfach keinen Platz mehr für weitere Personen hatte, da hier nicht nur unser Gepäck, sondern auch das seiner zwei Schwestern verstaut war.
An der Grenze wurde dann erstmals auch das Fahrzeug zur Kontrolle herausgewunken, in dem ICH saß. Genau das richtige für einen ordentlichen Adrenalinkick. Dass mit den Grenzschützern der Tätterätär nicht gut Kirschen essen war, das war schließlich kein Geheimnis.
Zugeknöpfte, düstere Gestalten, scheinbar ohne jegliches menschliche Empfinden.
Langer Rede kurze Sinn: Ralf und ich stehen mit den ausgeladenen Koffern in einem trostlosen Untersuchungsraum.
Einer der Koffer wird gegriffen, wird geöffnet, wird durchwühlt. Der Grenzer verharrt plötzlich leicht irritiert. Er schaut erstaunt hoch, zieht ein Wäschstück aus dem Kleiderhaufen und hält uns fragenden Blickes einen lustig in der Luft baumelnden BH vor die Nasen.
Ob er dem von Ralf gestammelten "äh, der - , der gehört meiner SCHWESTER" wirklich geglaubt hat?
Eine Woche später.
Bei der Abschlußveranstaltung fragt ein kleiner einheimischer Junge seinen Vater mit großem Augen: "Das war wirklich schön, Papa. Besuchen wir die jetzt auch im nächsten Jahr?". Sehr, sehr traurige Szene, als ich mitbekam, wie der Vater seinem Sohn erklären musste, dass sie unmöglich einen Gegenbesuch durchführen konnten.
Wenn die Hölle gefriert.
Auf der Rückfahrt halten wir kurz vor einem Bäcker, dessen Auslage komplett leer ist. Als er bemerkt, dass wir aus dem Weste kommen, wird doch noch eine Creme-Torte hinter dem Tresen hervorgezaubert. "So geht das also" war der einzige Kommentar eines bis dahin mitgereisten ostdeutschen Begleiters.
Mit Gepäck und Torte geht es zur Grenze. An der wir wieder herausgewunken werden. Gleiches Spiel noch einmal.
Nur diesesmal -sicher ist sicher- wird auch die Torte GERÖNTGT (unk, was für ein Wort).
War dann beim Abschlußtreffen nach der Reise nicht mehr so wirklich der Renner, diese Röntgencreme-Torte.
"Na Claus, auch ein Stück Torte?"
Wenn die Hölle gefriert.
In diesem Sinne:
Hoch die Tasse und gepackt das Bahlsen-Kuchenstück.
Auf das schmachvolle Ableben des real existierenden Sozialismus:
Zum Leben!