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Freitag, 24. September 2004

Und wo ist hier jetzt das berühmte Ballet?

Wir schalten jetzt live zu unseren Außenreporter nach Berlin Spandau.
Claus, Sie sind jetzt auf Sendung.

Ja hallo auch liebe Leser, ich melde mich hier live aus einem kleinen klitschigen Internetcafe in Berlin Spandau.
Vor mir steht der Monitor Marke Strahlentod, der früher bereits Dienst auf einem lecken Seelenverkäufer getan haben muss ("Pumpt, Männer, pumpt um euer Leben!") und wir werden hier freudig von der einheimischen Tierwelt begrüßt (oh, komm, hau ab, du Nerv-Fliege!), trinken einen kleinen Kaffee und warten auf den Kollegen aus Hamburg, der mit uns heute die Innotrans (neh-neh, das hat nur mit dem klassischen Schienverkehr zu tun. Ich muss doch schon sehr bitten!) unsicher machen wird.

Meine Zugfahrt verlief ziemlich unspektakulär. Klar, da war der zweite Schaffner, der es wagte, mich nach Hannover aus meinem tiefsten Schlummer herauszureissen (ihrä Fohrkahdä, biddääh). Vermutlich wird sich der arme Mann heute Nacht in den Schlaf weinen müssen, nachdem er das Opfer meiner tiefböse-gegrollten Antwort "ja klar, ich zeige ihnen meine Fahrkarte gerne auch ein zweites Mal" wurde (kurz nach Fahrtbeginn wurde ich bereits kontrolliert und hatte mich dann in freudiger Erwartung von drei Stunden voll süßer Träume an mein mitgebrachtes Sofakissen geschmiegt). Popp goes the weasel.
Und anschliessen diese putzigen, süßen Kleinen, die, nachdem ich je nun bereits einmal wieder wach war, dafür sorgten, dass sich an diesem Zustand auch so schnell nichts mehr ändern konnte (Geddankenblasen: "wieso sind die eigentlich nicht in der Schule?", "gleich geh ich hin und schrei sie an", "Endlich gibt er Ruhe" "Verdammt, dass sind ja zwei Blagen", "ja, natürlich fahrt ihr nach Bahnhof Zoo, das hättest du deine Mama doch aber nun nicht mehr extra fragen müssen. Oder hast du gar deine Geschwister im Brüllaffengehege breits wieder vergessen? ). Jaja, Kinder können schon herzlose Wesen sein.

So, jetzt noch ein Blick in die Runde:
2h Internet und ein Kaffee für 1,50 Euro ist eigentlich ganz akzeptabel.
Das die Bedienung nicht sonderlich motiviert ist: ok, wird vermutlich am lahmen Aufsichtsjob bei mieser Bezahlung liegen.
Der pumpende Bildschirm nervt natürlich ungemein. Die Fliege auch.
Berliner Radiosender klingen wie alle anderen auch. Blabla-Jingles, Trallala-Songs, all quiet on the Radiofront.

Hey, hier läuft sogar ein Werbespot, der sich über nervige Werbejingles lustig macht und anschließend für ungestörtes Spielen an Handhelds wirbt.
Gameboy SPs für 95 Euro bei Saturn. Abgesehen davon, dass das von dem ungestörtem Spielen nicht wirklich stimmt (wir alle kennen die Schülertrauben vor den Ausstellungsgeräten, gell? Da herscht doch noch ungebrochen das brutale Recht des Stärkeren). Aber interessant, dass dieses Thema bereit für Werbezwecke verwurstet wird.

Na gut, genug getippelt. Muss mal langsam den Überfall auf meinen Kollegen vorbereiten. Hihi.

Gruß aus der Diaspora

Claus

edit:

home sweet home

Was habe ich nicht alles gesehen:
Liebenswürdige Slowaken, alberne Messestand-Themen ("Toiletten in Bewegung"), albernes Messebeiwerk (was bitteschön haben ganzkörperbemalte junge Damen mit Eisenbahn-Drehgestellen zu tun?), jede Menge Crashpuffer (darunter bizarre Gebilde wie den "Bananen-Puffer" oder die zweisprachige Beschilderung eines erfolgreich benutzten Crashpuffers (englisch: crashed, deutsch [au wei]: gecrashed).
Auf der Heimreise dann wieder die üblichen Zugverspätungen ("spielende Kinder auf unseren Gleisanlagen": na, wenn das man nicht die Universalausrede der DB ist) und dann war da noch mein erster Besuch in einer DB-Lounge: Sehr schick, sehr bequeme Sessel, sehr viel Getränke für lau, Zeitschriften, Arbeitsplätze für mitgebrachte Notebooks, gepflegte Toiletten: meine Bahn-Comfortcard und ich werden glaube ich doch noch gute Freunde werden.
Der Bahnhof Berlin Spandau hat übrigens eine weibliche Ansagestimme (ob die vom Band gespult wurde?), die dermaßen freundlich, glatt und einschmeicheln klingt, als käme sie von HALs kleiner Schwester.
Man erschrickt sich dann übrigens wie bei Doom3, wenn während einer "perfekten" Durchsage von unterhalb des Bahnhof laut scheppernd die Sirene eines vorbeifahrenden Rettungswagen erschallt (schmeichel, schmeichel, sanftsei, schmeiTAÜÜÜÜÜtaTAAAAAHchel, anschmieg, säusel, TÜÜÜTATAHH....).
Habe darüberhinaus mal wieder festgestellt, dass es nicht die beste Idee ist, traumatische Weltkriegsbücher im Umfeld körperlich-geistiger Extremsituation zu einsetzenden Erkältungserscheinungen zu lesen.
Führt zu Ausfallerscheinungen (Gleisangaben falsch ablesen, im falschen Waggon minutenlang den nicht vorhandenen reservierten Platz suchen usw.).
Schön, dass hier noch genug Allohoool auf mich wartet.
In den Schlund und durch den Rachen: Vorsicht Magen, jetzt kommen gute Sachen...
Over & out.

Ein Reisebericht | 10:23h | 0 Kommentare |comment