Freitag, 24. Januar 2014
Wehmütiger Abschied
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wenn die Dampfschlepper sich auch noch so tapfer
durchs Wasser kämpften, die Zeit nicht mehr fern
sein wird, wo sie von den Motorschleppern ganz
verdrängt werden.
Das war mein letzter Abend an Bord. Noch
einmal ließ ich die 8 Tage, die ich hier auf dem
Schiff verleben durfte, an mir vorübergleiten. Welch
schöne und interessante Reisetage waren das doch ge-
wesen! Zum letztenmal betrachtete ich wehmütig
"mein" Schiff und ging dann in die Kajüte, um
meinen "Seesack" zu packen, denn morgen ging's
wieder nach Hause.
Mit einem kräftigen Händedruck verabschiedete
mich der Schiffer und lud mich ein, in den näch-
sten Jahren wieder einmal eine Reise mit ihm zu
machen. Ich freue mich jetzt schon darauf und
werde von seiner Einladung bestimmt Ge-
brauch machen.
29 <--- Ende.
Nachzutragen bleibt, das der Autor nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann auf die M.S. Henni zurückkehrte,
die Schifferschule besuchte,
und zahllose weitere Fahrten mit der M.S. Henni unternahm,
bevor er dann später aus diversen Gründen zur Bank zurückkehrte.
Mir, dem Jahrzente später seine Aufzeichnungen in die Hand fiel, hat es viel Freude bereitet, hier seine Erlebnisse einmal für die Nachwelt zu veröffentlichen. Auch wenn der Abschluß jetzt doch wieder große Traurigkeit hervorgerufen hatte. Aber das wird gleich auch wieder vorbeigehen, und danach freue ich mich einmal mehr auf das Wiedersehen.
Sonntag, 19. Januar 2014
Tennebaum
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wurden, um hinten eine neue aufzusetzen. Der
Schiffer wollte auch
noch den Tennebaum
um 60 cm erhöht
haben, um tiefer
abladen zu können.
Acht Wochen mußte
hier jetzt schwere
und schmierige Arbeit geleistet werden. Horst kam
da gut von weg. Er mußte jetzt die Schifferschule
in Petershagen besuchen.
Wie heulte auf einmal die Werftsirene! Erleichtert
wischten sich die Werfarbeiter den Schweiß von der
Stirn. Es war Feierabend! In diesem Moment tippte
der "Alte" an meine Schulter und wies mit seinem
Pfeifenmundstück auf den Schleppzug "Rudolf
Tewes", der sich langsam mit seiner schweren
Last durchs Wasser
quälte. Wie langsam
er doch vorwärts
kam! Ich war der-
selben Meinung wie
der Schiffer, daß,
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Montag, 13. Januar 2014
Werremündung
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"M. S. Karlstein", der gerade mit Getreide ange-
kommen war, gleich weiterlöschen. Die Weser fuhren
wir jetzt talwärts
bis zu Werremün-
dung - Rehme -, wo
wir die "M. S. Henni"
wenden konnten.
Dies war die günstigs-
te Stelle dazu. Wir
mußten die Weser
wieder ein kleines
Stück bergwärts fahren,
ehe wir bei der Werft
den Anker ins Wasser
rasseln lassen konn-
ten. Morgen sollten
die Monteure begin-
nen, den Motor zu
überholen - dies
muß alle zwei Jahre
geschehen - . Ferner
sollte die mittlere
Kajüte abgerissen
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Freitag, 10. Januar 2014
In bester Stimmung
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nahm. Die "M. S. Henni" bugsierten wir an die Kai-
mauer neben dem Getreidesilo. Außer uns lag kein
anderes Schiff im Hafen. Das paßte uns ganz gut,
dann konnten wir am nächsten Morgen gleich an-
fangen zu löschen. Der Schiffer und seine Frau gin-
gen noch ins Kino und der Matrose - ich weiß nicht
genau, wohl zu seiner Braut. Denn es heißt ja, die
Schiffer haben in jedem Städchen ein Mädchen.
Wir beide waren jedenfalls froh, daß wir pennen
konnten. Zwei Nächte hatten wir bloß fünf Stun-
den Schlaf gehabt.
Wir waren am anderen Morgen wieder schön
frisch und waren in bester Stimmung, während
der Matrose - wir haben uns beide kaputtgelacht -
versuchte, seinen Kater von gestern abend mit kal-
tem Wasser zu vertreiben. Dann ging alles schnell.
Der Zollbeamte
nahm die Plomben
ab, und am Mittag
waren wir soweit,
daß wir zur Werft
fahren konnten.
Jetzt konnte der
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Donnerstag, 9. Januar 2014
Fettiges Segel
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etwas Feuerholz für die Küche zu holen. Hier gab's
viel zu sehen. Ich schnüffelte alles durch. Erstaunt
fragte ich Horst, was sie mit diesem fettigen Segel
machten, daß ich in der äußersten Ecke gefunden
hatte. Da wurde ich gewahr, daß es zum Abdichten
eines Lecks gebraucht wird, wenn das Leck für die
Leckschrauben zu groß ist. Der Schiffer sagte mir
nachher, als wir uns darüber unterhielten, daß sie
früher, als er noch als Schiffsjunge fuhr,
auch einmal ein großes Leck gehabt hätten. Aber da
sie das Lecksegel verlegt hatten, preßten sie eine
Speckseite darauf, die den gleichen Zweck erfüllte.
Man muß sich in der Not eben zu helfen wissen.
Es wurde schon dunkel, und wir schalteten die
Positionslampen an. Hoffentlich schafften wir es
noch bis Rinteln, ehe es ganz Nacht würde. Kurz
vor dem Rintelner Hafen schmissen wir den
Hamburger los, der
jetzt wieder solange
warten musste, bis
ein anderes Schiff
ihn ins Schlepptau
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Mittwoch, 8. Januar 2014
Steine
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beifuhren, schrie der Schiffer dem Vorarbeiter zu,
daß die "M. S. Henni" morgen nachmittag hier
anlegen würde. Langsam schob sich die "M. S. Henni"
an der Werft vorbei,
denn hier war die
Strömung beson-
ders stark. Der Was-
serstand fiel im-
mer noch, da jetzt
die Edertalsperre
nur noch wenig Wasser zuschoß. Die Schraube
war schon einige
Male auf Grund ge-
kommen und ha-
te kleine Kieselstei-
ne in den Tunnel
geschleudert. Ober-
halb Hameln hät-
ten wir bei diesem Wasser unmöglich fahren
können; denn dort liegen Felssteine im
Fahrwasser. Wenn die Schraube da gegenschlägt,
springt sie entweder ab oder sie wird stumpf.
Horst und ich gingen jetzt in den Packraum um
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Dienstag, 7. Januar 2014
Neidische Blicke
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ebenso früh aufstehen wie sonst. An diesem Tage
machten wir nur die nötigsten Arbeiten. Neues
Zeug konnten wir an Bord nie anziehen. Immer,
wenn an Land ein Ehepaar im Sonntagszeug
spazierenging, sah ich richtig, wie der Schiffer
und der Matrose neidische Blicke auf sie warfen.
Auf einem Motorschiff kommt es selten vor, daß
man sontags einmal an Land gehen kann. Nur
wenn die Flüsse im Winter Eisgang haben und
die Schiffe im Hafen liegen oder im Ruhrgebiet
auf Zeche warten müssen, können sie manchmal
sogar 14 Tage Urlaub machen. Ihr Geld bekommen
sie dann für's Faulenzen. Mein Gott, was habe ich
mich erschrocken! Ich schaute gerade ins kochen-
de Schraubenwasser, als der Hamburger wieder
einmal seinen Wutanfall bekam und ihn dann
am Schiffsjungen auslassen wollte. Seine Kraft-
rede schallte nur so über Deck, und der Junge
machte, daß er verschwand, weil er sonst noch
eine Ohrfeige hätte einstecken müssen. Die meisten
Jungen, die bei solch einem barbeißigen Schif-
fer in die Lehre gegangen sind, heuern bald
wieder ab. Als wir bei der Werft in Uffeln vor-
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Montag, 6. Januar 2014
In den Schlaf gesungen
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wo wir mit schadenfrohem Gelächter empfangen
wurden. Das machte uns nichts aus. Wir hatten
uns wenigstens ausgetobt.
Am Abend legten wir in Petershagen - Schifferbe-
rufsschule - an; denn wenn es auf der Weser dun-
kel wird, darf man nicht weiterfahren. Anders
ist es auf dem Kanal. Hier kann ein Schiffer
mit Genehmigung der Wasserschutzpolizei auch
mit starken Scheinwerfern fahren. Nachdem wir
im Maschinenraum alles in Ordnung gebracht
hatten, die Lampen, außer der Ankerlaterne,
ausgeschaltet sowie unseren hungrigen Magen
gefüllt hatten, gingen wir in die Kajüte des Schiffers,
der mit dem Hamburger und dessen Matrosen
Karten spielte. Bei einem Glas Bier tauschten sie
ihre Jugenderlebnisse aus, und das alte Schiffer-
handwerk stand mit all seinen Begebenheiten
wieder auf. Bis in die späte Nacht hinein saßen
wir hier alle gemütlich zusammen, ehe die Ham-
burger, Horst und ich in unsere Kajüten gingen,
wo wir von den gegen die Bordwand plätschern-
den Wellen in den Schlaf gesungen wurden.
An dem nun folgenden Sonntag mußten wir
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Sonntag, 5. Januar 2014
Blitzschnell
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wechslungsreicheren Mittelgebirge. Hier im Tal
war es trotz heißem Wetter dunstig. Es war so
heiß, daß ich oft mit Horst über Bord springen
wollte, wenn ich
sah, wie sich die
anderen Leute im
Wasser erquicken
konnten. Auf dem
Kanal hätte der
Schiffer es auch
wohl erlaubt, aber hier auf dem Strom wollte er
das nicht. Aber wir taten es schließlich doch. Als
der Schiffer einen Augenblick abgelenkt wurde,
sprangen wir blitzschnell über Bord. Oh, wie war
das schön kühl! Das war ein Spaß, wo wir es doch
nicht durften. Als wir das Ufer erreicht hatten, lie-
fen wir ein Stück voraus und schwammen dann
der "M. S. Henni" wieder entgegen, um uns am
Klippanker an Deck zu ziehen, mußten aber so
lachen, daß keiner von uns den Anker erreichte
und beide Schiffe an uns vorbeifuhren. Ungefähr
eine Stunde liefen wir über Wiesen und Zäune
hinterher, ehe wir beide wieder an Deck standen,
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Porta Westfalica
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gebracht, als ein Elbschiffer, der hier mit Motoren-
schaden lag, anfragte, ob wir ihn nicht mit in
Schlepp nehmen könnten. Nach einigen Hin
und Her willigte unser "Alter" ein. Als wir am 500t
großen Elbschiffer vorbeifuhren, warf uns der Ham-
burger ein Drahtseil herüber, das Horst hinten am
Schleppoller festlegte. Mit dieser zusätzlichen Last
des Elbschiffes mach-
ten wir uns mit ver-
minderter Fahrt auf
den Weg gegen die
immer stärker wer-
denden Strömung. Der
Schiffer hatte sich
ausgerechnet, daß
wir am Montag auf
der Werft sein konn-
ten, den Termin al-
so trotzdem ein-
hielten.
Wir fuhren jetzt
durch die Porta Westfalica. Die Marschlandschaft
war verschwunden. Wir befanden uns jetzt im ab-
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