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Montag, 6. Januar 2014

In den Schlaf gesungen

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wo wir mit schadenfrohem Gelächter empfangen
wurden. Das machte uns nichts aus. Wir hatten
uns wenigstens ausgetobt.
Am Abend legten wir in Petershagen - Schifferbe-
rufsschule - an; denn wenn es auf der Weser dun-
kel wird, darf man nicht weiterfahren. Anders
ist es auf dem Kanal. Hier kann ein Schiffer
mit Genehmigung der Wasserschutzpolizei auch
mit starken Scheinwerfern fahren. Nachdem wir
im Maschinenraum alles in Ordnung gebracht
hatten, die Lampen, außer der Ankerlaterne,
ausgeschaltet sowie unseren hungrigen Magen
gefüllt hatten, gingen wir in die Kajüte des Schiffers,
der mit dem Hamburger und dessen Matrosen
Karten spielte. Bei einem Glas Bier tauschten sie
ihre Jugenderlebnisse aus, und das alte Schiffer-
handwerk stand mit all seinen Begebenheiten
wieder auf. Bis in die späte Nacht hinein saßen
wir hier alle gemütlich zusammen, ehe die Ham-
burger, Horst und ich in unsere Kajüten gingen,
wo wir von den gegen die Bordwand plätschern-
den Wellen in den Schlaf gesungen wurden.
An dem nun folgenden Sonntag mußten wir
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Mittellandkanal bei Minden

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 23:34h | 0 Kommentare |comment

 

 

Sonntag, 5. Januar 2014

Blitzschnell

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wechslungsreicheren Mittelgebirge. Hier im Tal
war es trotz heißem Wetter dunstig. Es war so
heiß, daß ich oft mit Horst über Bord springen
wollte, wenn ich
sah, wie sich die
anderen Leute im
Wasser erquicken
konnten. Auf dem
Kanal hätte der
Schiffer es auch
wohl erlaubt, aber hier auf dem Strom wollte er
das nicht. Aber wir taten es schließlich doch. Als
der Schiffer einen Augenblick abgelenkt wurde,
sprangen wir blitzschnell über Bord. Oh, wie war
das schön kühl! Das war ein Spaß, wo wir es doch
nicht durften. Als wir das Ufer erreicht hatten, lie-
fen wir ein Stück voraus und schwammen dann
der "M. S. Henni" wieder entgegen, um uns am
Klippanker an Deck zu ziehen, mußten aber so
lachen, daß keiner von uns den Anker erreichte
und beide Schiffe an uns vorbeifuhren. Ungefähr
eine Stunde liefen wir über Wiesen und Zäune
hinterher, ehe wir beide wieder an Deck standen,
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Mittellandkanalüberführung über die Weser

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 21:12h | 0 Kommentare |comment

 

 

Porta Westfalica

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gebracht, als ein Elbschiffer, der hier mit Motoren-
schaden lag, anfragte, ob wir ihn nicht mit in
Schlepp nehmen könnten. Nach einigen Hin
und Her willigte unser "Alter" ein. Als wir am 500t
großen Elbschiffer vorbeifuhren, warf uns der Ham-
burger ein Drahtseil herüber, das Horst hinten am
Schleppoller festlegte. Mit dieser zusätzlichen Last
des Elbschiffes mach-
ten wir uns mit ver-
minderter Fahrt auf
den Weg gegen die
immer stärker wer-
denden Strömung. Der
Schiffer hatte sich
ausgerechnet, daß
wir am Montag auf
der Werft sein konn-
ten, den Termin al-
so trotzdem ein-
hielten.
Wir fuhren jetzt
durch die Porta Westfalica. Die Marschlandschaft
war verschwunden. Wir befanden uns jetzt im ab-
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Porta Westfalica

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 14:34h | 0 Kommentare |comment

 

 

Samstag, 4. Januar 2014

Zeitverlust

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Strom. Das gewohnte, gleichmäßige Motorengeräusch
klang wieder an unser Ohr. In drei Tagen sollte die
"M. S. Henni" auf der Werft sein, und um den er-
littenen Zeitverlust wenigstens zur Hälfte aufzuho-
len, ließ der Schiffer den Motor auf vollen Touren
laufen.
Die Weser wand sich in vielen Kurven durch die
Landschaft, so daß man kaum einen Kilometer ge-
rade Sicht hatte. In Minden machten wir noch einmal
im Abstieghafen fest,
um bei der Esso Bun-
ker Station noch
5000 Liter Rohöl in uns-
eren 10000 Liter Tank
zu bunkern. Inzwi-
schen trug der Schiffer
ins Schiffstagebuch
ein, wie unsere Fahrt
gestern verlaufen
war. Das muß jeden
Tag genacht wer-
den. Er hatte grade
alles in Ordnung
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Esso Bunker Station

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 21:34h | 0 Kommentare |comment

 

 

Freitag, 3. Januar 2014

Schwingbaum

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der Zeiger rapide auf Null fiel. Wütend darüber,
daß wir nicht einmal mehr die fehlenden 2 Kilo-
meter bis Stolzenau geschafft hatten, ließ er ein
ellenlanges Schimpfwort vom Stapel. Herrisch
gab er uns dann den Befehl: " Laßt den Anker ins
Wasser!". Schnell hatte sich der Klippanker am
Grunde festgezurrt. Mit dem Schwingbaum schwang
sich Horst, mit einem kleinen Stockanker in der
Hand, an Land, um den Anker dort zu befestigen,
der das Schiff am Ufer halten sollte. Da saßen
wir nun mit betrübten Gesichtern. Aber was hätten
wir anderes tun sollen, wenn wir den Motor nicht
zerstören wollten. Uns blieb nichts anderes übrig,
als altes Zeug anzuziehen und dem bockenden
Motor zu Leibe zu rücken. Als er nach vier Stunden
mühevoller Arbeit - es war ein Uhr Mitternacht
geworden - noch nicht funktionierte, gaben wir es
auf. Durch einen Telephonanruf bestellten wir für
den anderen Morgen einen Monteur von Bremen.
Auch dieser hatte einen halben Tag daran zu tun,
ehe er den Fehler gefunden hatte. Bald darauf tuk-
kerte auch schon der Ankermotor, und wir lichte-
ten den Anker. Nun lagen wir wieder auf dem
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Eine Flußfahrt, die ist lustig...

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 16:09h | 0 Kommentare |comment

 

 

Donnerstag, 2. Januar 2014

Kein gutes Gewissen

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unser Schiffer einen Fluch ausstieß. Ich wußte
auch sofort warum. Ein Wasserschutzpolizist klet-
terte gerade über die glitschige Eisenleiter zu uns
an Bord. Was der wohl wollte? Waren wir zu
schnell gefahren? Dann müßten wir wir bestimmt
ein Protokoll bezahlen. Deswegen kam er aber
nicht. Er ließ sich vom "Alten" nur die Schiffspapiere
zeigen. Er wollte prüfen, ob unser Schiffer das Weser-
patent besaß, da er andernfalls einen Lotsen an
Bord haben müßte, der die Strecke befahren durfte.
Dann verließ er die "M. S. Henni". Ich sah richtig,
wie der Schiffer aufatmete. Er mußte wohl kein gutes
Gewissen gehabt und mit einer Strafe gerechnet
haben. Ich fragte den Schiffer, wie weit wir heute
wohl noch kommen würden. "Bis Stolzenau viel-
leicht", schätzte er. Ich freute mich schon, dann
hatten wir Gelegenheit, wieder einmal ins Kino zu
gehen. Aber es sollte anders kommen.
Die Sonne war inzwischen schon untergegangen.
Ich hörte im Steuerhaus dem Reden des Schiffers
und des Matrosen zu, als der Schiffer plötzlich auf
den Zeiger der Öldruckpumpe zeigte. Was war denn
passiert? Als ich auch hinschaute, sah ich, daß
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In einer Schleuse

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 15:32h | 0 Kommentare |comment

 

 

Mittwoch, 1. Januar 2014

Durchgeschleust

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im Bratofen. Wir waren froh, daß wir im Steuer-
haus saßen, wo es noch einigermaßen kühl war.
Allmählich näherten wir uns der Schleuse in Dör-
verden. Der Schiffer gab durch viermaliges Tuten
den Schleusenwärtern die Ankunft unseres Schiffes
bekannt, die dann, wenn kein Betrieb ist, das
Wasser absacken lassen, damit die Schiffe gleich in
die Schleuse hineinfahren können und keine Zeit
verlieren. Auf den verkehrsreichen Kanälen aber sind
manche Schleusen so belagert, daß die Schiffer oft
eine Stunde oder mehr warten müssen, ehe ihr
Kahn durchgeschleust wird. Oh, wir hatten die
Schleuse ja schon erreicht! Jetzt wiederholte sich
dasselbe Spiel wie
gestern. Die Besatzungs-
mitglieder sind in
der Schleuse immer
auf ihren Posten;
denn solche Schleu-
senmanöver sind
nicht immer ungefährlich. Der Wasserspiegel war
schon bis zur Hälfte gestiegen. Das Wasser hatte
fast aufgehört zu gurgeln und zu rauschen, als
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MS Henni in der Weser-Schleuse Dörverden

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 23:21h | 0 Kommentare |comment

 

 

Wasserstände

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mahl fragte ich erstaunt den Schiffer, warum hier so
wenig Verkehr auf der Weser wäre. "Ja, mein Junge," ,
antwortete er mir, "wenn du die Wasserstände der Weser
im Radio gehört hast, weißt du, daß die alte Weser wie-
der einmal kleines Wasser führt. Die Schiffe, die mehr
Ladung haben, müssen daher den Umweg über den
Küsten- , Dortmund-Ems und Mittellandkanal
machen. Wir können mit unseren 350 Tonnen ruhig
bis Rinteln fahren." Ja, der Wasserstand ist das größte
Hindernis der Weser. Darum geht man jetzt daran,
die Weser zu kanalisieren, damit alle Schiffe
mit voller Nutzung der Tonnage sie befahren können.
Für unsere Wasserwirtschaft hat es aber den Nachteil,
daß dann die Rheinschiffe hier ebenfalls Waren beför-
dern können und die Weserschiffer so eine starke
Konkurrenz haben werden. Nachdem wir uns sattgegessen
hatten, gingen der Schiffsführer und ich ins Steuer-
haus, um den Matrosen, der das Schiff so lange
geführt hatte, abzulösen. Der Matrose hatte auf die-
ser Fahrt das wenigste zu tun, er kontrollierte
höchstens die Arbeit des Schiffsjungen, oder er steuerte.
Zu dieser Zeit war es auf den eisernen Planken an
Deck gar nicht mehr auszuhalten. Eine Hitze wie
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Dampfschleppzug Rudolf Tewes auf der Fahrt nach Hameln

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 15:19h | 0 Kommentare |comment

 

 

Dienstag, 31. Dezember 2013

15 km in der Stunde

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Ankerlaterne an. Danach packten wir uns tod-
müde in die Betten. Ich habe so in meinem Sinn
gedacht "Gott sei dank, daß es auf den Motorschiffen
keine Petroleumlampen mehr gibt, sonst hätten
wir eine Stunde am Tag nur Lampen putzen
müssen!". Aber wenn die Akkus nicht richtig behan-
delt werden, wird das Licht, wenn der Motor nicht
mehr läuft, immer dunkler, und nach einem
halben Jahr sind sie dann zerfressen.
Es war 6 Uhr morgens, als der Schiffer über die
Gangbord polterte, an unser Fenster klopfte und
uns aufweckte. Wir hatten nebelfreie Sicht. Als wir
die Flaggen hochgezogen hatten, fuhren wir los.
Die Strömung war
auf der Mittelweser
noch gering, und
die "M. S. Henni"
schaffte noch leicht
15 km in der Stunde.
Die Landschaft
links und rechts der Weser war bis Minden, wie
auf dem Kanal, eintönig, und von ein paar
Dörfern und Städten unterbrochen. Beim Mittags-
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M. S. Henni, Mittelweser

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 23:08h | 0 Kommentare |comment

 

 

Eitermündung

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zug "Rudolf Tewes" in der großen Schleusenkammer.
Die "M. S. Henni" fuhr langsam
in die kleine Kammer, und bald
lagen wir vertäut an der
Schleusenmauer. Als noch zwei
kleine Schiffe in die Schleuse
getuckert waren, schloß sich
das Schleusentor. Nun hob
sich das Wasser um einige
Meter; und dann konnten
wir durch das obere Tor unsere
Weiterfahrt antreten. Wir fuhren noch bis zur Eiter-
mündung - Thedinghausen - , wo unser Schiffsführer
und unser Matrose zu Hause waren. Nun waren
Horst und ich alleine an Bord. Jetzt hatten wir freie
Bahn und konnten das machen, wozu wir Lust
hatten. Schnell ließen wir das Beiboot ins Wasser,
und mit der Badehose bekleidet, fuhren wir in die
Mitte der Weser und machten einen Kopfsprung nach
dem anderen vom Bootsrand, bis wir uns vom
heißen Tage abgekühlt hatten. Dann schwangen
wir uns hungrig aufs Schiff, um Abendbrot zu
essen. Wir zogen die Flaggen ein und knipsten die
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Rudolf Tewes in der Schleusenkammer

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 17:53h | 0 Kommentare |comment

 

 

Rettungsring

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in kurzer Zeit ruiniert sein würde. Auch im
Maschinenraum war alles schön geputzt und ge-
ordnet, daß es einem Freude machte, sich darin auf-
zuhalten. Sonst hatten wir auf dieser Reise nicht
viel zu tun; denn das Schiff und die Kajüten brauchten
nicht gestrichen zu werden, da die "M. S. Henni" nach dieser
Reise zur Werft sollte.
Am Badestrand tummelten sich schon viele Bade-
gäste und die Segler kreuzten gegen den Wind.
Wir passierten gerade die "Bremer Vulkan Werft",
als ein Segler, der von einem an uns vorbeigleitenden
Seedampfer abgelenkt worden war, genau vor den
Bug der "M. S. Henni" fuhr und samt des zerschmet-
terten Bootes unters Schiff kam. Zum Glück konnte
sich die ältere Dame, die mitsegelte, an dem von
unserem Schiffsführer hingeworfenen Rettungsring
anklammern und von den D. L. R. G. Mitgliedern an
Land geholt werden. Der alte Schiffer sagte zu mir,
daß solche Zwischenfälle in der Binnenschiffahrt sehr
oft passierten und den Schiffern viel Unannehmlich-
keiten verursachen könnten.
Zur Mittagszeit gelangten wir wir zur Hemelinger Schleuse.
Es lag gerade der nach Hameln fahrende Dampfschlepp-
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Klar Schiff

Meine Ferienreise auf einem Binnenschiff | 12:53h | 0 Kommentare |comment