Dienstag, 31. Dezember 2013
15 km in der Stunde
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Ankerlaterne an. Danach packten wir uns tod-
müde in die Betten. Ich habe so in meinem Sinn
gedacht "Gott sei dank, daß es auf den Motorschiffen
keine Petroleumlampen mehr gibt, sonst hätten
wir eine Stunde am Tag nur Lampen putzen
müssen!". Aber wenn die Akkus nicht richtig behan-
delt werden, wird das Licht, wenn der Motor nicht
mehr läuft, immer dunkler, und nach einem
halben Jahr sind sie dann zerfressen.
Es war 6 Uhr morgens, als der Schiffer über die
Gangbord polterte, an unser Fenster klopfte und
uns aufweckte. Wir hatten nebelfreie Sicht. Als wir
die Flaggen hochgezogen hatten, fuhren wir los.
Die Strömung war
auf der Mittelweser
noch gering, und
die "M. S. Henni"
schaffte noch leicht
15 km in der Stunde.
Die Landschaft
links und rechts der Weser war bis Minden, wie
auf dem Kanal, eintönig, und von ein paar
Dörfern und Städten unterbrochen. Beim Mittags-
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Eitermündung
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zug "Rudolf Tewes" in der großen Schleusenkammer.
Die "M. S. Henni" fuhr langsam
in die kleine Kammer, und bald
lagen wir vertäut an der
Schleusenmauer. Als noch zwei
kleine Schiffe in die Schleuse
getuckert waren, schloß sich
das Schleusentor. Nun hob
sich das Wasser um einige
Meter; und dann konnten
wir durch das obere Tor unsere
Weiterfahrt antreten. Wir fuhren noch bis zur Eiter-
mündung - Thedinghausen - , wo unser Schiffsführer
und unser Matrose zu Hause waren. Nun waren
Horst und ich alleine an Bord. Jetzt hatten wir freie
Bahn und konnten das machen, wozu wir Lust
hatten. Schnell ließen wir das Beiboot ins Wasser,
und mit der Badehose bekleidet, fuhren wir in die
Mitte der Weser und machten einen Kopfsprung nach
dem anderen vom Bootsrand, bis wir uns vom
heißen Tage abgekühlt hatten. Dann schwangen
wir uns hungrig aufs Schiff, um Abendbrot zu
essen. Wir zogen die Flaggen ein und knipsten die
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Rettungsring
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in kurzer Zeit ruiniert sein würde. Auch im
Maschinenraum war alles schön geputzt und ge-
ordnet, daß es einem Freude machte, sich darin auf-
zuhalten. Sonst hatten wir auf dieser Reise nicht
viel zu tun; denn das Schiff und die Kajüten brauchten
nicht gestrichen zu werden, da die "M. S. Henni" nach dieser
Reise zur Werft sollte.
Am Badestrand tummelten sich schon viele Bade-
gäste und die Segler kreuzten gegen den Wind.
Wir passierten gerade die "Bremer Vulkan Werft",
als ein Segler, der von einem an uns vorbeigleitenden
Seedampfer abgelenkt worden war, genau vor den
Bug der "M. S. Henni" fuhr und samt des zerschmet-
terten Bootes unters Schiff kam. Zum Glück konnte
sich die ältere Dame, die mitsegelte, an dem von
unserem Schiffsführer hingeworfenen Rettungsring
anklammern und von den D. L. R. G. Mitgliedern an
Land geholt werden. Der alte Schiffer sagte zu mir,
daß solche Zwischenfälle in der Binnenschiffahrt sehr
oft passierten und den Schiffern viel Unannehmlich-
keiten verursachen könnten.
Zur Mittagszeit gelangten wir wir zur Hemelinger Schleuse.
Es lag gerade der nach Hameln fahrende Dampfschlepp-
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