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Sonntag, 9. Januar 2005

Kurze Momente des Glücks

Für einen kurzen Moment waren der Schaffner und ich beide sehr glücklich, was sich rein äußerlich dadurch bemerkbar machte, das wir uns gegenseitig breit angrinsten, als er meine Fahrkarte kontrollierte.

Eben war die vormals so oberflächlich heiter wie ausgelassene Gruppe von knapp 10 Erwachsenen mittleren Alters bedröppelt aus dem Zug gestiegen.

Vorgeschichte.
Gruppe, laut, beschwingt, zum Erbrechen gut drauf.

Hanswurst im beigen Anorak:
"HA - HA - HA murmelmurmelwasbinichdochfüreinlustigerKerl - HA - HA - HA"

"hö - hö - Wirsindheuteallejasounglaublichkomisch-Gruppenstandardantwortlachen - hö!"

Schaffner betritt das Abteil und bittet um die Fahrkarten, nähert sich der "hier her, zu den Plätzen mit den ulkigen kleinen Tischen"-Gruppe.

Der momentane Spaßvogel vom Dienst haut den nächsten Joke raus:
"tuuut mir leid, wir -höhö- haben alle keine -gacker- Fahrkarten".

Gruppe antwortet ob der wirklich gelungenen Verarsche des Schaffners mit prustendem Lachen.

Ein immer genervterer Schaffner erreicht die Plätze der Gruppe, deren Mitglieder alle stolz wie Oskar ihre Tickets emporhalten.

Und da die leider nur -"wieso hat uns der Mensch im Reisebüro das denn nicht gesagt?"- für den Regionalverkehr gültig waren und nicht für den INTERCITY, in dem sich der Tagesauflug der Clownschule befand, stieg die Meute dann in Hamburg Harburg wieder aus.

Der Schaffner hatte nämlcih zuvor mit sichtlich steigender Laune für eine mögliche Weiterfahrt über 20 Euro pro Nase verlangt.

Und weil niemand aus dieser Bande ("soviel?" "hättest du doch..." "wären wir nur..." "und ich sach noch...") soviel zahlen wollte, musste der ganze Verein in Harburg ("kommen wir denn per Regionalverkehr auch gut wieder von hier weg?" Antwort Schaffner, sichtlich zufrieden den aussteigenden hinterherrufend: "keine Ahnung!") leider, leider den Intercity verlassen.

Der glücklichen Wendung des Schicksals dankend genoß ich dann die folgenden 50 Minuten voll Ruhe und Erholung in einem Großraumabteil nur für mich alleine.

Fazit:
Nach zwölf Stunden Büro können solche "dann steigen Sie hier bitte aus"-Kleinigkeiten entscheidend zur Steigerung des persönlichen Wohlbefinden beitragen.

Ein Reisebericht | 00:09h | 2 Kommentare |comment