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Donnerstag, 6. Januar 2005

Zug um Zug

Laut hervorgluckerndes Kinderlachen, albern zwar - aber doch aus vollem Herzen. Diese unbeschwerte Freude, nicht durch Sarkasmus oder Ironie genährt: Man horcht auf, hört zu, und wird schon sogar ein wenig neidisch.
Wann hat man schließlich selber das letzte mal so frei und anhalten lachen können?


Anhaltendes Kinderlachen, dass alle vorgetragenen "Schs!" und "Leise!" aus elterlich-mahnenden Stimmbändern fröhlich ignorieren kann:

Man hört es und denkt: die wahre Freude, wer vermag ihr Einhalt zu gebieten?


Halbstündig-meckerndes Kinderlachen, das mit der Ausdauer der frühsten Jugend scheinbar endlos sprudelt und alle Weisungenen der waschlappigen Eltern ignoriert, führt zu nervösen "wo hocken die Blagen eigenlich"-Blicken eines dunkelhaarigen Fahrgastes, der bereits Minuten vorher beim Thema " Freude" nur noch an Götterfunken (hoffentlich fallen die bald schon nach da vorne, dann wäre dort endlich mal Ruhe im Karton, damned!) zu denken bereit war.


Endlich hält derr Zug. Mehrere Rucksackdeppen steigen aus , stehen nutzlos im Weg herum und versperren jemanden nachhaltig den Weg.

Als der Weg frei ist, geht diese Person an stinkenden Imbiss-Ständen, besoffen-gestikulierernden Dönerkunden sowie Damen mit hässlichen Ohrringen vorbei und ärgert sich über rauchende Passanten, die er aus dem Augenwinkel beobachtend in einem Cafe sitzen sieht ("wegen euch kann man nirgendwo hingehen ohne nicht anschließend wie Otter nach Qualm zu stinken")

Am Taxistand steht als nächstes Fahrzeug ein KIA. Ein lausiger Kia als Taxi.
Sicher mit diesen Anblick einen weiteren Beweis für den Verfall des Abendlandes erblickt zu haben, stapft der Fußgänger an den weiß-wartenden Wagenkolonnen vorbei.

Endlich daheim, die Arbeitsklamotten, den dunkehaarigem Fahrgast und den Fußgänger abgelegt, sitze ich schließlich auf dem Ehrenplatz vor meinem Monitor, öffne eine Flasche Beck's, reiße die Tüte NicNacs auf und

freue mich still in mich hinein, dass ich im Feierabend angekommen bin.

Und wenn ich das Bier ausgetrunken habe, schaue ich noch mal zwischen meiner Arbeitskleidung nach. Sollte ich da irgendwo noch den Fahrgast, "jemand" oder den Fußgänger finden, dann schnappe ich mir die Ekelpakete und schmeiß sie im hohen Bogen aus meiner Wohnung raus.

Ich kann diese Kerle einfach nicht ausstehen.

Ein Reisebericht | 22:41h | 0 Kommentare |comment