Samstag, 8. Mai 2004
Gartenarbeit
Nach dem "morgendlichen" Frühstückseinkauf (so gegen 12:30 h) habe ich mich doch tatsächlich dazu durchgerungen, etwas Arbeit in den Vorgarten zu investieren. Ohne Frühstück, dass sollte dann die Belohnung für all die Mühen und Qualen eines Plantagensklaven sein.
Nicht, dass mich hier jetzt jemand falsch versteht: "mein" Vorgarten wird von mir nur aus einen Grund gepflegt - ich bin vertraglich dazu verpflichtet. Der Mietvertrag meiner Wohnung spricht hier deutliche Worte.
Dafür ist die fantastisch gelegenen, ruhige und große Wohnung allerdings auch äußerst günstig.
Irgendwie tun mir ja die ganzen kleinen Pflänzchen leid, die ich heute rausgezupft habe. Nur weil Menschen einen bestimmten Sinn für Ästhetik entwickeln, müssen alle diese jungen und hoffnungsfrohen grünen Gewächse auf den Kompost wandern. Ich habe mich regelrecht schuldig gefühlt, wenn ich den Buchenkeimling oder das grüne Wasauchimmer mit Stumpf und Stiel aus der Erde zog.
Tröstend, wenn man dann auf dem MP3-Player diese Zeilen hört:
"...I have decided,
Being good is just a fable,
I just can’t ’cause I’m not able.
I’m gonna leave it to the lord.
So forget the game of being good,
And your self-righteous pain.
’cause the only good inside your heart
Is the good that jesus brings...."
Freitag, 30. April 2004
Rest in pieces
Es begab sich im Jahre unseres Herrn 1995, da verteilte eine Hamburger Firma Taschenkalender als Werbegeschenk. Unser junger Held, nennen wir ihn an dieser Stelle einfach bedeutungsschwanger C, erhielt ebenfalls einen dieser köstlichen Kalender.
Was war an diesem Wunderwerk nicht alles enthalten: Adressverzeichnis, 3-Jahresübersichten, Portokosten, Landkarten usw. Dazu zwei Fächer für Kreditkarten und eine längliche Falte, die genügend Platz selbst für Banknoten bot.
C fackelte damals nicht lange und verwendete fortan dieses Kleinod als Portemonnaie. Geldmünzen wurden seitdem lose in Jacken- oder Hosentaschen transportiert, was den Zahlungsverkehr per EC-Karte auf der Beliebtheitsskala des C zu einem neuen Rekordhoch verhalf.
Nun, die Zeit ging ins Land, und die Zeit war kein Freund des kleinen Taschenkalenders. Er hatte schließlich derart gelitten, dass C beim öffenlichen Zücken und Bezahlen von allen Seiten so unhöflich wie auch unerwünscht auf seine (hüstel) Brieftasche angesprochen wurde ("iih, wie hast du denn da?" oder "du solltest dir endlich mal ein neues Portemonnaie anschaffen").
Eben hatte der massive öffentliche Druck unseren Hauptdarsteller bereits beinahe zum Neukauf einer "regulären" Brieftasche veranlasst, als, ja, als plötzlich sein kleiner Bruder seinen Auftritt in unserem Spiel einleutete:
Kleiner Bruder:"Also, dein Portemonnaie, das, das sieht bereits aus wie ein Moorleiche".
Großer Bruder: "Hm, hast recht, wie eine ... Moorleiche. Mein kleiner Taschenkalender, der sieht aus, wie -, ja wie-, wow!"
Durch diese neue Assoziation beflügelt verwendete C daraufhin sein einzigartiges Moorleichenportemonnaie weitere 1 1/2 Jahre... ;)
Epilog:
Am 30.04.04 verscharrte C die sterblichen Reste seines wirklichehrlichaufrichtignichtmehrverwendbaren Kalenders
in einem Bereich des Bremer Bürgerparks, der bereits einmal zu Zeiten des 30jährigen Krieges die Funktion eines Friedhofes erfüllen musste.
Leb wohl, meine liebe Moorleiche, und schlaf schön, seufz.
:(
edit:
inspiriert durch kristof hier der Inhalt, den ich in mein neues & langweiliges (oh Schande) Tchibo-Portemonnaie umtopfen musste:
1. 40 Euro in Scheinen, 5,38 in Münzen
2. rosa Führerschein & Personalausweis
3. Rotes Kreuz Blutspende-Ausweis
4. Bremer Karte (Monats-Ticket für die Bremer Strassenbahn AG)
5. 3 entwertete und 2 frische Kurzstreckenkarten für die DB
6. EC-, Krankenkasse- und Telefon-Karte
7. 2 Taxinummern-Karten (Achim & Weyhe)
8. Friseur-, Gameworld- und Videoverleih-Bonuskarte
9. Zeiterfassungskarte für die Abbeit
10.2 Videoverleih-Clubausweise
11. Karstadt-Happy-Digits & Metro-Firmen-Karte
12. Cinemaxx-Gutscheine im Wert von 6 Euro
13. 2 benutzte Kinokarten ("Kill Bill II" und "The Missing")
14. Eine Kassenquittung vom Wochenendeinkauf (ächz, was für Menschenmassen)
15. Ein Gewinnerlos der Bremer Bürgerparktombola (aufbewahrt für die 10.000 Euro Sonderverlosung Mitte Mai. Der Gewinn waren 2 Minisalamis, Lospreis 1,- Euro)
Freitag, 23. April 2004
Wrack ahoi
Die restliche Schifffahrt ist durch den Lageplatz des Wracks glücklicherweise nicht gefährdet: es liegt fern ab der häufig befahrenen Wasserstrassen.
Wenn man auf den Grund schaut, sieht man aus dem Wrack etwas schimmrig funkeln. Ob das Schimmern von wertvollen Juwelen oder auslaufendem Atommüll stammt ist allerdings unklar.
Auch die offene Frage, ob der Kahn dereinst durch einen umsichtigen Kapitän an sicherer Stelle den Fluten übergeben oder doch nur durch inkompetene Bedienung lange vor seiner Zeit hoffnungslos auf Grund gesetzt wurde, sie bleibt ungeklärt.
"Same old song, just a drop of water in an endless sea
All we do, crumbles to the ground, though we refuse to see..."
(Kansas/Dust in the wind).
Dienstag ist der liebe Werner gestorben. Die letzten Jahre seines Lebens (er ist über 70 geworden) waren nicht die leichtesten: Blutwäschen (wöchentlich), Gehbehinderung etc., Tod der Ehefrau. Trotzdem blieb er immer freundlich, witzig und interessiert. Vor zwei-drei Jahren habe ich ihm noch bei seinen ersten Computer-Schritten begleiten dürfen (Laptop, Internet, Digitalfotografie).
Meinen Vater verabschiedete Werner kurz vor seinen Tod mit den Worten
"Wir sehen uns in der Herrlichkeit wieder.
Aber lass dir mit dem Nachkommen noch etwas Zeit."
"When He cometh, when He cometh
To take up his jewels
All his jewels, precious jewels
His Loved and His own.
Like the stars of the morning
His bright crown adorning
They will shine in their beauty
Bright jems for his crown.
He will gather, He will gather
The jems for His kingdom
All the pure ones, all the bright ones
His loved and His own.
(Jewels/Alison Krauss & the Cox familiy)
Werner wurde Dienstag aufgesammelt, als Juwel, ich bin mir sicher.
Zurück zum Wrack. Sollte das wirklich Atommüll sein, dann hoffe ich, dass irgendein Muschelvorgang das Zeug doch noch in eine Perle verwandelt.
Ein bedächtiges und entspanntes Wochenende an alle Leser wünscht
HMS Sunkenclaus