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Freitag, 10. Juni 2005

Freitag

Wenn ich einmal sterben werde, dann hoffentlich mit dem Empfinden der gleichen Gelassenheit, die einem an einen Freitagnachmittag auf der Heimfahrt ins Wochenende durchströmt.

Und wenn ich dann angekommen bin, wird mich bitte auch eine freundliche Stimme leise mit "Bremen, Bremen" wecken.
Weil ich so schön geschlafen haben.

Danke, netter älterer Herr.

:)

Ein Reisebericht | 21:29h | 0 Kommentare |comment

 

 

Freitag, 3. Juni 2005

ICE-Zuschlag

Heute im ICE Hamburg - Bremen.

Da ich zu selten ICE fahre (genaugenommen fahren zu selten ICEs), habe ich in meinem Monatsabo für die Strecke Bremen-Hamburg und zurück auf die ICE-Berechtigung (und die damit verbundenen Mehrkosten) verzichtet.

Heute war nun allerdings mal wieder einer dieser seltenen Tage, an denen ich mich per ICE gen Bremen transportieren lassen wollte (& konnte).

5 Euro bekommt Herr Mehdorn in solchen Fällen von mir, bar und nachträglich beim Herrn Schaffner Zugbegleiter zu entlöhnen.

Selbiger betrat dann nach Abfahrt mein Abteil und stand flugs vor meinem bequemen Sitzplatz.

Pflichteifrig zückte ich die Monatskarte, wedelte damit kurz vor der Nase des Vollbarträgers in dienstblauer DB-Uniform, zückte mein Geldsäckerl und ließ mein nahezu altkluges: "ich brauch noch einen ICE-Zuschlag von Ihnen" erschallen.

Worauf der lächelt, "einen Zuschlag brauchen Sie?" fragend wiederholte und den rechten Arm in Obelixmanier kreisen ließ...

Sehr lustig. Und gleichzeitig so eindrucksvoll, dass ich mir eine flapsige Bemerkung über seinen vermutlich mehreren Kilo schweren Handdrucker, der für den Druck der klitzkleinen Quittung wenigstens 2-3 Minuten benötigte, verkniff und den Spott lieber runterschluckte.

Ein Reisebericht | 00:16h | 0 Kommentare |comment

 

 

Sonntag, 9. Januar 2005

Kurze Momente des Glücks

Für einen kurzen Moment waren der Schaffner und ich beide sehr glücklich, was sich rein äußerlich dadurch bemerkbar machte, das wir uns gegenseitig breit angrinsten, als er meine Fahrkarte kontrollierte.

Eben war die vormals so oberflächlich heiter wie ausgelassene Gruppe von knapp 10 Erwachsenen mittleren Alters bedröppelt aus dem Zug gestiegen.

Vorgeschichte.
Gruppe, laut, beschwingt, zum Erbrechen gut drauf.

Hanswurst im beigen Anorak:
"HA - HA - HA murmelmurmelwasbinichdochfüreinlustigerKerl - HA - HA - HA"

"hö - hö - Wirsindheuteallejasounglaublichkomisch-Gruppenstandardantwortlachen - hö!"

Schaffner betritt das Abteil und bittet um die Fahrkarten, nähert sich der "hier her, zu den Plätzen mit den ulkigen kleinen Tischen"-Gruppe.

Der momentane Spaßvogel vom Dienst haut den nächsten Joke raus:
"tuuut mir leid, wir -höhö- haben alle keine -gacker- Fahrkarten".

Gruppe antwortet ob der wirklich gelungenen Verarsche des Schaffners mit prustendem Lachen.

Ein immer genervterer Schaffner erreicht die Plätze der Gruppe, deren Mitglieder alle stolz wie Oskar ihre Tickets emporhalten.

Und da die leider nur -"wieso hat uns der Mensch im Reisebüro das denn nicht gesagt?"- für den Regionalverkehr gültig waren und nicht für den INTERCITY, in dem sich der Tagesauflug der Clownschule befand, stieg die Meute dann in Hamburg Harburg wieder aus.

Der Schaffner hatte nämlcih zuvor mit sichtlich steigender Laune für eine mögliche Weiterfahrt über 20 Euro pro Nase verlangt.

Und weil niemand aus dieser Bande ("soviel?" "hättest du doch..." "wären wir nur..." "und ich sach noch...") soviel zahlen wollte, musste der ganze Verein in Harburg ("kommen wir denn per Regionalverkehr auch gut wieder von hier weg?" Antwort Schaffner, sichtlich zufrieden den aussteigenden hinterherrufend: "keine Ahnung!") leider, leider den Intercity verlassen.

Der glücklichen Wendung des Schicksals dankend genoß ich dann die folgenden 50 Minuten voll Ruhe und Erholung in einem Großraumabteil nur für mich alleine.

Fazit:
Nach zwölf Stunden Büro können solche "dann steigen Sie hier bitte aus"-Kleinigkeiten entscheidend zur Steigerung des persönlichen Wohlbefinden beitragen.

Ein Reisebericht | 00:09h | 2 Kommentare |comment

 

 

Donnerstag, 6. Januar 2005

Zug um Zug

Laut hervorgluckerndes Kinderlachen, albern zwar - aber doch aus vollem Herzen. Diese unbeschwerte Freude, nicht durch Sarkasmus oder Ironie genährt: Man horcht auf, hört zu, und wird schon sogar ein wenig neidisch.
Wann hat man schließlich selber das letzte mal so frei und anhalten lachen können?


Anhaltendes Kinderlachen, dass alle vorgetragenen "Schs!" und "Leise!" aus elterlich-mahnenden Stimmbändern fröhlich ignorieren kann:

Man hört es und denkt: die wahre Freude, wer vermag ihr Einhalt zu gebieten?


Halbstündig-meckerndes Kinderlachen, das mit der Ausdauer der frühsten Jugend scheinbar endlos sprudelt und alle Weisungenen der waschlappigen Eltern ignoriert, führt zu nervösen "wo hocken die Blagen eigenlich"-Blicken eines dunkelhaarigen Fahrgastes, der bereits Minuten vorher beim Thema " Freude" nur noch an Götterfunken (hoffentlich fallen die bald schon nach da vorne, dann wäre dort endlich mal Ruhe im Karton, damned!) zu denken bereit war.


Endlich hält derr Zug. Mehrere Rucksackdeppen steigen aus , stehen nutzlos im Weg herum und versperren jemanden nachhaltig den Weg.

Als der Weg frei ist, geht diese Person an stinkenden Imbiss-Ständen, besoffen-gestikulierernden Dönerkunden sowie Damen mit hässlichen Ohrringen vorbei und ärgert sich über rauchende Passanten, die er aus dem Augenwinkel beobachtend in einem Cafe sitzen sieht ("wegen euch kann man nirgendwo hingehen ohne nicht anschließend wie Otter nach Qualm zu stinken")

Am Taxistand steht als nächstes Fahrzeug ein KIA. Ein lausiger Kia als Taxi.
Sicher mit diesen Anblick einen weiteren Beweis für den Verfall des Abendlandes erblickt zu haben, stapft der Fußgänger an den weiß-wartenden Wagenkolonnen vorbei.

Endlich daheim, die Arbeitsklamotten, den dunkehaarigem Fahrgast und den Fußgänger abgelegt, sitze ich schließlich auf dem Ehrenplatz vor meinem Monitor, öffne eine Flasche Beck's, reiße die Tüte NicNacs auf und

freue mich still in mich hinein, dass ich im Feierabend angekommen bin.

Und wenn ich das Bier ausgetrunken habe, schaue ich noch mal zwischen meiner Arbeitskleidung nach. Sollte ich da irgendwo noch den Fahrgast, "jemand" oder den Fußgänger finden, dann schnappe ich mir die Ekelpakete und schmeiß sie im hohen Bogen aus meiner Wohnung raus.

Ich kann diese Kerle einfach nicht ausstehen.

Ein Reisebericht | 22:41h | 0 Kommentare |comment

 

 

Freitag, 24. September 2004

Und wo ist hier jetzt das berühmte Ballet?

Wir schalten jetzt live zu unseren Außenreporter nach Berlin Spandau.
Claus, Sie sind jetzt auf Sendung.

Ja hallo auch liebe Leser, ich melde mich hier live aus einem kleinen klitschigen Internetcafe in Berlin Spandau.
Vor mir steht der Monitor Marke Strahlentod, der früher bereits Dienst auf einem lecken Seelenverkäufer getan haben muss ("Pumpt, Männer, pumpt um euer Leben!") und wir werden hier freudig von der einheimischen Tierwelt begrüßt (oh, komm, hau ab, du Nerv-Fliege!), trinken einen kleinen Kaffee und warten auf den Kollegen aus Hamburg, der mit uns heute die Innotrans (neh-neh, das hat nur mit dem klassischen Schienverkehr zu tun. Ich muss doch schon sehr bitten!) unsicher machen wird.

Meine Zugfahrt verlief ziemlich unspektakulär. Klar, da war der zweite Schaffner, der es wagte, mich nach Hannover aus meinem tiefsten Schlummer herauszureissen (ihrä Fohrkahdä, biddääh). Vermutlich wird sich der arme Mann heute Nacht in den Schlaf weinen müssen, nachdem er das Opfer meiner tiefböse-gegrollten Antwort "ja klar, ich zeige ihnen meine Fahrkarte gerne auch ein zweites Mal" wurde (kurz nach Fahrtbeginn wurde ich bereits kontrolliert und hatte mich dann in freudiger Erwartung von drei Stunden voll süßer Träume an mein mitgebrachtes Sofakissen geschmiegt). Popp goes the weasel.
Und anschliessen diese putzigen, süßen Kleinen, die, nachdem ich je nun bereits einmal wieder wach war, dafür sorgten, dass sich an diesem Zustand auch so schnell nichts mehr ändern konnte (Geddankenblasen: "wieso sind die eigentlich nicht in der Schule?", "gleich geh ich hin und schrei sie an", "Endlich gibt er Ruhe" "Verdammt, dass sind ja zwei Blagen", "ja, natürlich fahrt ihr nach Bahnhof Zoo, das hättest du deine Mama doch aber nun nicht mehr extra fragen müssen. Oder hast du gar deine Geschwister im Brüllaffengehege breits wieder vergessen? ). Jaja, Kinder können schon herzlose Wesen sein.

So, jetzt noch ein Blick in die Runde:
2h Internet und ein Kaffee für 1,50 Euro ist eigentlich ganz akzeptabel.
Das die Bedienung nicht sonderlich motiviert ist: ok, wird vermutlich am lahmen Aufsichtsjob bei mieser Bezahlung liegen.
Der pumpende Bildschirm nervt natürlich ungemein. Die Fliege auch.
Berliner Radiosender klingen wie alle anderen auch. Blabla-Jingles, Trallala-Songs, all quiet on the Radiofront.

Hey, hier läuft sogar ein Werbespot, der sich über nervige Werbejingles lustig macht und anschließend für ungestörtes Spielen an Handhelds wirbt.
Gameboy SPs für 95 Euro bei Saturn. Abgesehen davon, dass das von dem ungestörtem Spielen nicht wirklich stimmt (wir alle kennen die Schülertrauben vor den Ausstellungsgeräten, gell? Da herscht doch noch ungebrochen das brutale Recht des Stärkeren). Aber interessant, dass dieses Thema bereit für Werbezwecke verwurstet wird.

Na gut, genug getippelt. Muss mal langsam den Überfall auf meinen Kollegen vorbereiten. Hihi.

Gruß aus der Diaspora

Claus

edit:

home sweet home

Was habe ich nicht alles gesehen:
Liebenswürdige Slowaken, alberne Messestand-Themen ("Toiletten in Bewegung"), albernes Messebeiwerk (was bitteschön haben ganzkörperbemalte junge Damen mit Eisenbahn-Drehgestellen zu tun?), jede Menge Crashpuffer (darunter bizarre Gebilde wie den "Bananen-Puffer" oder die zweisprachige Beschilderung eines erfolgreich benutzten Crashpuffers (englisch: crashed, deutsch [au wei]: gecrashed).
Auf der Heimreise dann wieder die üblichen Zugverspätungen ("spielende Kinder auf unseren Gleisanlagen": na, wenn das man nicht die Universalausrede der DB ist) und dann war da noch mein erster Besuch in einer DB-Lounge: Sehr schick, sehr bequeme Sessel, sehr viel Getränke für lau, Zeitschriften, Arbeitsplätze für mitgebrachte Notebooks, gepflegte Toiletten: meine Bahn-Comfortcard und ich werden glaube ich doch noch gute Freunde werden.
Der Bahnhof Berlin Spandau hat übrigens eine weibliche Ansagestimme (ob die vom Band gespult wurde?), die dermaßen freundlich, glatt und einschmeicheln klingt, als käme sie von HALs kleiner Schwester.
Man erschrickt sich dann übrigens wie bei Doom3, wenn während einer "perfekten" Durchsage von unterhalb des Bahnhof laut scheppernd die Sirene eines vorbeifahrenden Rettungswagen erschallt (schmeichel, schmeichel, sanftsei, schmeiTAÜÜÜÜÜtaTAAAAAHchel, anschmieg, säusel, TÜÜÜTATAHH....).
Habe darüberhinaus mal wieder festgestellt, dass es nicht die beste Idee ist, traumatische Weltkriegsbücher im Umfeld körperlich-geistiger Extremsituation zu einsetzenden Erkältungserscheinungen zu lesen.
Führt zu Ausfallerscheinungen (Gleisangaben falsch ablesen, im falschen Waggon minutenlang den nicht vorhandenen reservierten Platz suchen usw.).
Schön, dass hier noch genug Allohoool auf mich wartet.
In den Schlund und durch den Rachen: Vorsicht Magen, jetzt kommen gute Sachen...
Over & out.

Ein Reisebericht | 10:23h | 0 Kommentare |comment

 

 

Dienstag, 13. Juli 2004

Die modernen Pharisäer der Tierwelt

Das sind diese
dämlichen Tauben,
die Ihrem Nachwuchs erzählen,
dass ein erfülltes Leben
als ZUGVOGEL
möglich ist,
jedoch nur
in Bahnhofshallen.


Diese Viecher
haben mich
heute
in Hamburg
an verschiedenen Orten
im Hbf
gleich zweimal
nur denkbar knapp
mit ihrem Kot
verfehlt.

"Aber ich brauche euch doch gar nicht, um mich in Hamburg beschissen zu fühlen. Ich komme aus BREMEN!"
;)


Um der Ehrlichkeit genüge zu tun: sooo schlimm war es dann doch auch nicht.
Ist immerhin ein gutes Gefühl, wenn man gleich zweimal vor den "Segnungen" dieser gurrenden Pharisäer verschont wurde.

:o)

Ein Reisebericht | 21:43h | 0 Kommentare |comment

 

 

Donnerstag, 27. Mai 2004

Journeys end

Pendeln hat nichts mit Aberglauben zu tun.
Zumindestens nicht in meinem Fall.
Bei mir bedeutet Pendeln nach wie vor eine Zugfahrt zwischen Bremen und Hamburg-Hammerbrook oder umgekehrt.
Lassen Sie uns an dieser Stelle zusammen in meine heutige Geschichte einsteigen:

Ich hatte im Grossraumabteil des IC Platz genommen.
Und zwar im Sinne von gewaltsamer Landnahme.
Das Frau, Osteuropäerin, einen Sitzplatz mit Taschen und Tüten umstellt, nun, es konnte meine scheinheilige Frage "ist der Platz noch frei?" nicht verhindern.
Einen Becher Kaffee und ein zwei Tage altes Rosinenbrötchen später hatte ich meinen Gameboy gezückt und lenkte erneut Comicarmeen zu großen Heldentaten, als unvermutet ein überaus lautes Geräusch das Abteil erfüllte. Stellen Sie sich einen Fesselballon vor, der direkt hinter Ihnen zum Platzen gebracht wurde.
Das hätte es mal wieder gewesen sein können - Das Ende der Reise.
Die Scheibe direkt hinter mir war mit tausenden Rissen durchzogen und leicht eingebeult. Doch das Verbund- bzw. Sicherheitsglas hatte Standgehalten, alle Reisenden waren mit dem Schrecken und unversehrten Körpern davongekommen
Wer wie womit die Scheibe getötet hat, ich weiß es nicht.
Ob ein Stein geworfen wurde oder gar schlimmeres: reiner Spekulatius.

Die Zugbegleiter räumten das Abteil und der Zug reduzierte sein Tempo auf 120 km/h. Wenn die Scheibe nachgegeben hätte, es wäre mit einem Blutbad durch wild fliegende Splitter zu rechnen gewesen. Sagten die Zugbegleiter. Was machen da schon 15 Minuten Verspätung aus.

Für uns Passagiere wurden die erste Klasse freigegeben, und erneut NAHM ich Platz. Sie wissen schon in welchem Sinne... ;)
Dafür wurde ich durch einen Platznachbarn gestraft, der schmatzte und nichts aß, der Stöhnte und doch saß, der Sauber schien und roch nach Gas (Bio-, das).

Leben ist schön, und ich werde noch gebraucht?
Leben ist schön, und jemand hat Mitleid?
Leben ist schön, und mein Herr hat Humor!

Die Reise geht also vorerst weiter.

Glück ist, wenn die nächste Etappe das frisch aufgeschüttelte Bett sein wird. Juchhu!
:o)

Ein Reisebericht | 00:23h | 1 Kommentar |comment

 

 

Sonntag, 25. April 2004

Qualen am Sonntag: Ein Leidensbericht in drei Teilen

Kapitel I: Der Frühstücksfluch
"Immer wieder Samstags", wenn ich mein Frühstück zubereitet (Brötchen mit Butter & Marmelade zu Tee mit Milch) und mich eben vor meinen Fernseher niedergelassen & GEMÜTLICH hingesetzt sowie die DVD meiner Wahl eingelegt habe, klingelt in 8 von 10 Fällen mein Telefon.
Es klingelt nicht vorher, es klingelt nicht hinterher, nein, es klingelt grundsätzlich, wenn der Tee eingeschenkt ist und der erste oder zweite Happen just abgebissen wurde bzw. sich zwischen Gaumen und Zähnen befindet. Dazu liegt in 9 von 10 Fällen der Hörer denn leider nicht neben der Fernbedienung, sondern in irgendeinem anderen Zimmer. Gnagnagna!
Da muss ich dringend noch dran arbeiten. Frühstück nur mit Fon, Ferstanden?
Am Samstag mittag wurde ich also für Sonntag mittag zum Geburtstag eingeladen. Regestriert, zugesagt, aufgelegt, hingesetzt, weitergemampft.
Sonntag morgen: aufwachen, frühstücken (siehe Samstag) und endlich die Erkenntnis: zum Geburtstagsbesuch fehlt mir ja irgendwie noch ein Geburtstagsgeschenk. Oh dear. Oh my. Oh weia. Oh, ist das schon spät!

Kapitel II: Algebra in Höllenhitze
Was tun, sprach Cleus. Aber da ist ja noch der Hauptbahnhof, der mit Tee- und Schoko(-)Laden nahzu ganztägig eine Rettung in höchster Not anbietet.
Im Teeladen angekommen ist es dort schon mal unerträglich warm.
"Vermutlich werden die Teeblätter erst im Teeladen getrocknet, aromageschützt durch Papierverpackungen" sagte ich zu mir selbst. Bizarr, auf was für Gedanken ein Claus durch Affenhitze und Zeitnot so kommen kann...
Die Verkäuferin hatte eben die letzte Kundin vor mir verabschiedet und drehte sich in meine Richtung: "Und wie kann ich Ihnen helfen?".
Ich holte tief Luft. Schließlich wollte ich meinem Wunsch angemessen und deutlich Gehör verschaffen. Doch während ich noch einatme und ein dem Bestellvorgang angemessenes & würdevolles Gesicht aufsetze, läuft die Dame des Hauses auch schon an mir vorbei, dienstbeflissen der Asiatin entgegen, die vermutlich kurz nach mir des Geschäft betreten hatte:
Claus + Asiatin + Verkäuferin = Claus Luft².
Gut, dass ich ein friedlicher Mensch bin. Gut, dass die Verkäuferin kein Wort von dem verstand, was die zierliche Dame aus Fernost ihr zu sagen versuchte. Somit:
Claus + Asiatin, die Kauderwelsch redet + Verkäuferin = Claus (Kunde + König).
Das "haben Sie verstanden, was die Dame haben möchte?" der Verkäuferin beantwortete ich säuerlich lächelnd aber liebensgewürzig mit "nein, habe ich nicht".
Mein still vor sich hin köchelndes Gehirn hatte mir nämlich eben die höhere Logik der folgenden Gleichung präsentiert:
Claus + Asiatin, die gedolmetscht wird + Verkäuferin = Wurzel aus Claus (verpätet³), gerissen vom verärgerten Gastgeber.

Kapitel III: Die Geißel des öffentlichen Nahverkehrs: Taxifahrer
Mit dem ergatterten Geschenk unter dem Arm (Tee und Tee und VanilleZucker-Kandis im schönen Karton mit Schleife) konnte mich jetzt allerdings nur noch ein Taxi halbwegs pünktlich zum Jubilar bringen.
Den Bahnhof verlassend stieg ich böses ahnend in die erste freie Mietdroschke. Abgesehen davon, dass das Taxi nicht besonders aufgeräumt war (ein alter Quittungsblock purzelte mir bereits beim Einsteigen entgegen) wurde es auch mal wieder von der einen Sorte Mensch gesteuert, die ich besonders liebe: Dem Schwein. Oder besser: der männlichen Wildsau.
Dieses Exemplar musste während der Fahrt irgendwann einmal geringfügig bremsen, da das Fahrzeug vor uns (Frau am Steuer) unvermutet das Tempo gedrosselt hatte, was Taxifahrer grunzend mit "die Alte vor uns ist gestern Nacht nicht drangekommen" kommentierte. Augenrollend versuchte ich den nun startenden Monolog mit einem "jaja, die Sonntagsfahrer" abzukürzen, doch es war hoffnungslos. Der Fahrer stellte den grossen galaktischen Zusammenhang zwischen dem Sexualleben von Frauen und ihren anschliessenden Fahrkünsten am Sonntag mittag auf, gewürzt mit Einwürfen a la "musst du mal probieren, wenn die drangekommen sind, fahren die besser, wirst sehen (fügen Sie bitte an dieser Stelle ein wirklich SCHMUTZIGES Lachen Ihrer Wahl ein)". Nachdem ich schließlich und endlich mit einem gewürgtem "wollen wirs mal glauben" die unausgesprochene Forderung nach einer wie auch immer gearteten Zustimmung von mir gegeben hatte, verstummte die schmuddelige Quasselstrippe endlich und brachte mich und die über meinem Haupte schwebende schwarze Wolke rechtzeitig (immerhin etwas) zur gewünschten Adresse.

Epilog:
Der Geburtstag war schön, es gab lecker Essen und ein angenehmes Wiedersehen mit vielen lieben Menschen.
Geht doch, Sonntag.

Ein Reisebericht | 20:06h | 0 Kommentare |comment

 

 

Montag, 5. April 2004

Mensch, April, wir könnten Freunde werden

Auf meiner heutigen Rückfahrt mit der Bimmelbahn (hält ja bekanntlich an jeder Milchkanne) das folgende Erlebnis:

Bei Abfahrt: leicht bedeckter Himmel.
Erste Haltestelle: draussen ist es grau bewölkt, leichter Niesel perlt an die Zugscheiben. Niemand steigt aus, eine Seele steigt hinzu.
Zweite Haltestelle: Der Bahnsteig gut gefüllt, und alleine vor meiner Abteiltür wollen mind. 5 Menschen aussteigen.
Die Bremsen quitschen, und der Zugverband kommt eben zum Stehen.
Ich schreie vor Begeisterung laut "HA!", als just in dem Moment, als die Türen entriegelt werden, ein ungeheuerer, prasselnder Platzregen einsetzt. Fünf bedröppelte Gesichter müssen auf den unüberdachten Bahnsteig aussteigen, hinein in die vom Himmel fallenden Katzen und Hunde. Alles stockt kurz, um dann griesgrämig sich doch der Nässe zu ergeben.
Kaum hat der Zug den Bahnhof verlassen, wird der Trommelwirbel auf dem Dach merklich geringer, zwei Minuten später schaut bereits wieder die Sonne hinter der Wolkendecke hervor...

DAS nenne ich doch mal Humor! Zumindestens, solange man selber dann im Hauptbahnhof in der wettergeschützten Bahnhofshalle aussteigen kann.
;)

Ein Reisebericht | 19:11h | 0 Kommentare |comment

 

 

Sonntag, 7. März 2004

Viva Colognia!

Wie könnte ein Reisebericht besser beginnen als mit der Schilderung der Reisevorbereitungen?
Mangels besserer Ideen leg ich mal los:

Es war der Morgen des 06. März 2004, ein Tag, der den Bremer Bürgern einen leichten Schneefall und wirklich frostige Temperaturen bescheren sollte.
Nachdem mich mein innerer Wecker um 05:00 h in der Früh das erste Mal aus dem Reich der Träume zerrte, wurde dies vom Verstand durchaus wohlwollend zur Kenntnis genommen. Schade nur, dass der Körper diesen Umstand nicht entsprechend zu würdigen wußte und mit Knurrgeräuschen, Umdrehen, Neueinkuscheln und sofortigem Start der Wiedereinschlafphase den inneren Wecker an die innere Wand werfen konnte..

Stunden später durfte ich dann allerdings doch noch aufstehen und die nächsten Schritte des mittlerweile fortgeschrittenen Tages planen:
Für ein gepflegte Frühstück fehlten Brötchen und Milch, für eine angstfreie Fahrt nach Köln eine gültige Fahrkarte und für ein Buch-Geschenk Schokolade.

Nachdem Verstand & Körper sich kurzfristig in Diskussionen um die besten Brötchenbäcker, den geschicktesten Fahrradrouten und dem immer wiederkehrendem Argument, dass es draussen "zu kalt wäre, um das Haus überhaupt verlassen zu können" aufrieben, einigten sich beide Seiten auf den Kompromiss, mit einer kurzen Katzenwäsche zu beginnen und alles weiteres aus dem Bauch heraus zu entscheiden.

Mehr oder weiniger gepflegt ergatterte dann der Punkt "Schokolade kaufen" den Top-Platz auf der "to-do"-Liste. Wenn der Bauch halt mal entscheiden darf...

Frage:
Gibt es etwas entzückenderes
als Schokoladenläden,
als Schokoladenläden in urgemütlichen uralten Häusern,
als Schokoladenläden im Winter,
als Schokoladenläden betreten mit einem gut gefüllten Geldbeutel,
als ein Rucksack gefüllt mit frischer Schokolade (aus dem Schokoladenladen im urgemütlichen mittelalterlichen Haus) im eiskalten Winterwind nach Hause zu fahren?

Oh ja, es gibt!
Zusätzlich bereits Brötchen & Milch fürs 14:00 Uhr-Frühstück im Säckerl zu haben. :o)

Das Frühstück verlief erwartungsgemäß lecker und entspannt. Der Schock, dass die geliebte Nektarinen-Marmelade schlecht geworden war ("I hope you and Jesus have it all worked out: Niemand lässt Don Nectarino 2 Wochen ungestraft auf der Fensterbank liegen!"), trübte das Frühstücksvergnügen dabei nur kurzfristig.

Schließlich, nach der finalen Einpack-, Wirklichgründlichwasch- und Anziehsession, ging es zügigen Schrittes zum Bahnhof. Am Gleis stand ein ICE. Schöne Überraschung, war mir doch tatsächlich durch die Lappen gegangen, dass ich eine Fahrt im Vorzeigeprodukt der deutschen Bahnindustrie gebucht hatte. Yeah!

Zwei Stunden später fühlte ich mich innerlich genötigt, die sanitären Installationen dieses Hightech-Wunders mal gründlich auszutesten. Und wow, diese ICE-Toiletten sind ja wirklich fortschrittlich. Ich war ehrlich tief beindruckt. Keine Fußpedale mehr, um Abfluss oder Frischwasserquelle zu öffnen. ALLES nur per Knopfdruck. Für die Klobrillen gibt sogar es Einwegüberzüge.
Und als Krönung einen Aufkleber, der den Gast in vier Sprachen auffordert, diesen Lokus bitte so zu verlassen, wie man ihn selber immer gerne vorfinden möchte. Hört, hört --- Hört, hört.
Die Spülung dann: fantastisch. Kurzes Gurgelgeräusch, und wie durch ein Wunder wird der Schüsselinhalt durch eine winzige Öffnung ge- ähh, mhh, also, ZISCHT? Unterdruck oder kleiner hilfreicher Kobold inside. Ob die Bahner das aus der Raumfahrt übernommen haben? Plötzlich sehe ich jede Milliarde der vereinigten Weltraumprogramme sinnvoll investiert. Wir haben also doch alle etwas für unser Geld erhalten. Erhalten, dieses blumige Wort. Mehr dazu später.

Endlich Einfahrt in den Kölner Hbf, der den Bremer Gast wie in falsch verstandener Gastfreundschaft mit typisch Bremer Schmuddelwetter empfängt. Die Schnee/Regengrenze hatte ich offensichtlich kurz hinter Münster passiert.

Wackeren Schrittes marschierte ich durch den Bahnhof. Zauberland will beim Durchschreiten aufmerksam beobachtet werden: Ein Klamottenladen (das sich sowas hält: nicht wirklich vorstellbar), ein Teddybär-Geschäft (wirklich süß, hach) und, sapperlot!, ein Bremer Teeladen. Wenn das kein Anfang ist!

Beim Verlassen der Bahnhofshalle Überraschung 1/4: Der Kölner Dom liegt direkt am Bahnhof. Das nenn ich mal eine auf Tourismus ausgelegte Stadtplanung. Da ich keine Lust auf U-Bahnfahrt hatte und Taxen selten aus reiner Nettigkeit Personenverkehr durchführen, starte ich die Suche nach dem nächsten Geldautomaten. Was mich zu Überraschung 2/4 führte. Fünf Meter links neben dem Haupteingang des Kölner Hbf sehe ich an einer Wand die Reklameschrift der Reisebank. Davor drei Männer, eng an eng, mir den Rücken zugekehrt. Da steht der Geldautomat, denke ich mir.
Einen Schritt näher sehe ich mich aufs Erschreckenste wiederlegt. FÜNF Meter neben dem Haupteingang (würg). "Das gibt es wohl nur Köln" denke ich, während ich zügigen Schrittes versuche, mehr Meter zwischen mich und den drei Urinstrahlern zu gewinnen.
Überaschung 3/4 fängt mein Blick beim weiteren Abscannen der Umgebung ein. Nein, da war immer noch kein Geldautomat in Sicht. Aber knapp unter dem Kölner Dom erblicke ich einen Werbebanner, auf dem ich irgendwas wie "Jesus lebt!" steht. Interessant genug, sich der Geschichte mal zu näheren.
Läuft hier momentan ein Big Tent Revival? Eine positve Veranstaltung voll Leben und Liebe?
"Plopp" zerplatzt auch diese Illusion. "Jesus lebt", soweit so gut. Das folgenden "Lies die Bibel und leb danach" vervollständigte mein Geist selbstständig um den Anhang "...und zwar genauso streng wie wir, so, und jetzt halt die Klappe, Sünder".
Sehr ernüchternd. Nicht ganz falsch, aber meine Güte. Klingt so selbstgerecht und überstülpend.
Überraschung 4/4 dann erneut säkularer, profaner Art. Nachdem ich tatsächlich noch eine Möglichkeit zum Geldzapfen gefunden hatte, wollte der Taxifahrer nämlich ernsthaft von MIR wissen, wie er den Weg zu meiner Zieladresse finden könnte. Warum bekomme immer ich diese Laien? Grumpf. Warum erhalte ich solche Fragen immer erst ca. 500 m NACHDEM die Fahrt begonnen hat? Und wie hat dieser Mann bloß einen Taxischein erhalten? Chinesisch essen gegangen und den richtigen Glückskeks geöffnet?

Irgendwann beginnt dann trotzdem eine Nacht gefüllt mit Kaffee, Chili, "Früh" (hicks) und 'nem exquisiten Stückchen Schokolade. Es ist eine dieser Nächte, in denen interessante, herzliche & lustige Menschen dem Konzept Zeit ein Schnippchen schlagen. Was sind sechs Stunden, deren Ablauf man nicht spürt? Gestohlen? Keine Ahnung. Jedenfall bin ich auf einer Welle vor dem Zeitgefühl gesurft, die mich bis zu meinem Aufbruch 'gen Bremen getragen hat.

Die Aussicht auf eine Nacht im eigenen Bett rief mich dann allerdings wie bereits angedeutet doch mit Macht von der Welle, zum Aufbruch, nach Hause.
Obwohl ich mich ein "wenig" spät meldete (hüstel), wurde ich noch in einer rekordverdächtigen Fahrt zum Bahnhof gebracht. Am Ende besaß ich sogar ein Zeitpolster von nahezu 5 Minuten.
DANKE! Ihr Zwei solltet mal ernsthaft prüfen, ob ihr nicht noch eine späte Karriere als Rally-Team startet... :o)

Nun stehe ich also völlig entspannt am richtigen Gleis zur perfekten Zeit im Kölner Hbf.
Gevatter Zeit, dem die kleinen Betrügereien dieser Nacht (Verlust des Zeigefühls / Blitzfahrt zum Bhf) sichtlich übel aufgestossen sind, wird plötzlich nachtragend und lässt sich tückisch lachend zurück ins Spiel einwechseln.
Für meinen Zug werden erst 10, dann 20 Minuten Verspätung blechern duch die Lautsprecher angesagt. Diese häppchenweise verkündete Verspätung war natürlich Teil von Gevatters grimmigen Racheplan.
Ca. 10 Minuten sind einfach zu ungewiss, um sich im Bahnhofsbereich auf Toilettensuche zu begeben. 20 Minuten sind kein Hindernis, aber 2 x 10 sind tückisch. Also tröstet man sich also mit "naja, nur 10 Minuten" während irgenwo in der Nähe LAUT PLÄTSCHERND Regenwasser eine Rinne herabstürzt Nach der anschließenden Durchsagen ("...quäkquäckquäck verschiebt sich von 10 auf mittlerweile 15 - 20 Minuten Verspätung...") ergiebt man sich somit notgedrungen für weitere 10 Minuten in andächtige Meditation über die sprudelnde Kraft endloser Wassermengen.

Zuletzt fährt der IC aber doch noch in Köln Hbf, Gleis 2, ein, und rollt nach kurzer Verschnaufpause ratternd dem Verlauf der Schienen und Schwellen folgend Richtung Norden.

Hier könnte der kleine Reisebericht friedlich mit dem Satz enden, dass ich zu Hause ankam, nach einer heissen Dusche ins Bett hüpfte und friedlich ins Land der Träume entfleuchte.

Könnte. Hätte. Würde.

Die Würde des Menschen ist unantastbar, heißt es ja so schön und richtig.
Schnöde Theorie! Auf, Töchter, helft mir klagen. Jammer.

Spulen wir die Geschichte nochmal kurz zurück.

Gevatter Zeit war nämlich leider längst noch nicht fertig mit mir (verzweifeltes Lachen an der Tastatur).

Köln Hbf, Gleis 2, Claus sitzt im Zug, der IC rollt an, ratternd den Verlauf der Schienen und blablabla. Scheiß Eisenbahnromantik.
Zurück zu mir. Zum Erzähler. Zum Ich.
Ich hatte schnell ein Platz und gefunden, die kurze "Ableg- und-Einnist-Phase" hintermich gebracht und AUF! zum nächsten WC getaumelt.
Tappeditapp.
Die Gute Nachricht: der IC besaß das gleiche HighTech Equipment wie der ICE.
Die schlechte Nachricht: der letzte "Gast" hatte den Raum leider, leider, (seufz) leider nicht so verlassen, wie ich ihn gerne vorgefunden hätte. Leider.
Das Becken war ca. 10 cm hoch mit "Flüssigkeit, gelb", gefüllt. Ngnnnn. Nnn! Tröt.
Missbilligend werfe ich einen Blick auf die Reste dieses anonymen Ekels und drücke den "WC"-Knopf.
Ausser einem gurgelndem Geräusch passiert NICHTS. Ich will just anfangen, mein Urteil über den Vorbenutzer zu revidieren ("diese Toilette ist offensichtlich einfach kaputt") und erneut den Knopf drücken, da öffnet sich die kleine Luke am Grund des Beckens doch noch. Nur schien der Absaug-Mechanismus gestört.
Der Beckeninhalt wurde nämlich (Island läßt grüßen) plötzlich geysirartig nach oben gesprüht und erst danach vollständig durch die winzige Öffnung am Grund der Toilette gesaugt.
Sagte ich vollständig? Bis auf die Tropfen in meinen Gesicht, natürlich (Wange, Lippe).
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Wenn Sie mich entschuldigen wollen - ich verspüre plötzlich wieder das Verlangen nach einer heißen, ausufernden Dusche...

Ein Reisebericht | 19:12h | 9 Kommentare |comment