Frontbericht von der Waterkant
Endlich, nach langem Mühen und Drangsal, habe ich heute mal meine dicke, schwere Digitalkamera mit auf die Reise ins Feindesland genommen.
Genau, mit zur Arbeit nach Hamburg, und schleppen armer Clollum das Teil haben müssen, oh ja, Schatz, oh ja.
Nikon Coolpix 995, und deine Begierde richtet sich alsbald auf scheckkartengroße Kameras, mein Freund.
So, langer Rede kurzer Sinn - back to work:
In Hamburg angekommen das erste Ärgernis: die niedersächsischen Landeier (das sind die Bevölkerungsteile, die auf der Strecke zwischen Bremen und Hamburg noch zusteigen) haben in ihren Dorfkaufhäusern noch nie gelernt, dass man sich auf Rolltreppen einheitlich links oder rechts hinstellt, damit eine Spur zum Überholen freibleibt. Warngnraah!
Nach unnütz gestandener Zeit auf der Rolltreppen (Frau, geh weg da. Oh Mann! Wie oft soll ich das noch hinter dir denken bevor du deinen eingebildeten Hintern nach rechts bewegts, hä?) und dem üblichen geblockt und ausgebremst werden auf dem viel zu schmalen oberen Südsteg des Bahnhofs, der die Bahnsteige miteinander verbindet, kam ich schließlich an das Gleis 3/4, welches ein reine S-Bahn-Gleis sind.
Wie üblich überbevölkert. Diesesmal allerdings extrem. Und warum? Ja, warum eigentlich. Ehrlich gesagt: keine Ahnung.
Sicher, die Hamburger (Fauch!) S-Bahnbetreiber haben ein überschauliches Infoschild aufgestellt, dass auf einen Blick ALLES erklärt:
Wäre man denn der altbabylonischen Zeichensprache mächtig, die Schrift größer und die um das unscheinbare Winzschild versammelte Menschengruppe kleiner bwz. weniger drängelwütig.
Unverständig den Kopf schüttelnd wendet sich der Bremer Patriot dann ab, um seine Augen an gewohntere Bilder zu heften.
Tauben. Exkremente. Überall. Und wie passend. Für Hamburg. Und seinen Bahnhof. Einfach
Und das ist erst die Spitze des
Dann am Boden sieht es flächendeckend (oh Wortspiel, oh Wortwitz) noch wesentlich bescheidener aus.
Hier übrigens meine "Lieblingsstelle", wo Anfang des Jahres eine Taube ihr Leben beim mutig-trotzigen Versuch ließ, den Hamburger S-Bahn-Wahnsinn ein für alle mal zu stoppen.
Und dann lag sie da, und lag, und lag, es wurde Frühling, und sie lag, Sommer, und sie liegt dort immer noch. Viel zu schwer für die Deutsche Bahn, den Kadaver da mal wegzuholen.
Aber so ist das halt: Hamburg sehen und sterben, oder:
wer möchte in Hamburg schon begraben sein...
Nach der Arbeit ging es dann gen Heimat, und ich entschloss mich ob der S-Bahn-Plage mal wieder zu Fuß zum Bahnhof zu (Qauk) watscheln.
An der S-Bahnstation dann der Ausdruck Hamburger Kreativität.
Wie muss man Hamburger optimal ansprechen, damit sie schlecht schmeckendes (Hamburger) Bier kaufen?
Na mit hohlen Phrasen:
Das Vorgängerplakat hatte ein ähnlich "lustiges" Motiv mit dem Spruch "Auf unsere Frauen, die uns nachher abholen".
Johohoho, dass ist ja so witzichhhh!
Boah ey, ihr Hamburger, ihr.
Holst-'en Brechhammer raus (wüärg), gell?
Notieren, passieren. Immerhin führte mich die Straße mit jeden Schritt näher und näher dem rettenden Zug entgegen, der mich dann ja schließlich wieder in die Nähe der heimischen Gestaden bringen sollte.
Die folgende Schilderkombination richtete mich kurz darauf auch wieder auf, gab mir neue Kraft und belebte meinen Geist:
Feierabend, kein zurück, freie Fahrt, und Smarties gehen Richtung 18:15 h Metronom gen Bremen. ;)
Und als ich endlich im Taubenklo Hbf angekommen war, blieb mir noch genug Zeit, um der geschätzten Leserschaft mal das Schaufernster einer bei Hamburgern ernsthaft sehr beliebten ("..., da ist es wirklich toll" "...gehen wir doch zu...", "... habt ihr nicht in Bremen?") Lokalität zu präsentieren:
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, heißt es im Volksmund so treffen.
Und das eben war die Mutter aller Bilder, wenn es um Hamburg, seine Einwohner und Hamburger Geschmackssinn geht.
Eh-eh-eh.
;)
Und über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten:
Und dann war ich auch schon bald wieder zurück in (seufzt glücklich) Bremen, kaufte mir ein (na gut, gelogen: es waren zwei) Pott Häagen-Dasz Eiskrem (das klebrig-wohlschmeckende Karamel-Brownie Zeugs, das), fand ein dickes C-64 Paket im Hausflur, fand ein dickes Amazon-Paket im Hausflur, hüpfte vor Freude mit zwei dicken Paketen und Häagen-Dasz-Eiskrem durch die Eingangstür, hüpfte vor Freude mit zwei dicken Paketen und Häagen-Dasz-Eiskrem durch die Wohnung, stellte ein Bier kalt, schleckte Eis, hörte Musik, schrieb diese Zeilen, und werfe jetzt schließlich und endlich das just angelieferte DVD-Filmchen "Kein Pardon" (Hape Kerkeling) in den DVD-Spieler.
Um dann mit Heinz Wäscher zusammen im Chor den Tag mit den Worten "Ich kann so nicht arbeiten!" zu verabschieden.
;)