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Samstag, 28. Januar 2006

Toiletten-Flashback

Als ich das hier las, wurde ich wie aus dem Nichts an ein Erlebnis aus dem Jahr 1991 erinnert.

Ich besuchte zu dieser Zeit die Fachoberschule Bremen und verdiente am Wochenende ein paar Kröten dadurch, dass ich meinen Körper für niedere Arbeiten an McDonalds (Bremen, Domsheide) vermietete.

Um die eine Frage gleich vorab zu beantworten: ja, es war da sauber, und zwar blitzblank. Sobald mal für wenige Sekunden etwas Ruhe im Küchenbreich einkehrte, durfte man mit dem Lappen in der Hand putzen, wischen und polieren. Und das allabendliche Grossreinemachen war ebenfalls ausufernd, anstrengend und vollständig.

Aber nun zurück zum Flashback. Nach einigen Wochen und Monaten kam ich schließlich aus der Küche in den Servicebereich, sprich: Tische abdecken, Mülleimer leeren, Toiletten sauberhalten etc.

Eines Abends (es muss Herbst oder Winter gewesen sein) fiel mir ein ca. 10jähriger Bengel auf, der ohne jegliche Scham alle Gäste anbettelte und ihnen dabei die geöffnete Hand vor die Nase hielt. Ohne jetzt in ein political-correctness-Fettnäpfchen treten zu wollen, würde ich doch behaupten, dass es ein Zigeunerkind war (Teint, Kleidung, etc. etc.).

Der Junge ging dann irgendwann aus dem Lokal. Ob ich ihn angesprochen habe, das Betteln doch bitte sein zu lassen oder ob das jemand anders war oder ob er einfach von selber ging: ich weiß es nicht mehr, meine Erinnerung ist an dieser Stelle leider bereits völlig verblasst.

Was nicht verblasst ist, ist die Erinnerung daran, dass der Junge dann etliche Minuten später wieder im Lader auftauchte, und zwar in Begleitung eines ca. 50jährigen Mannes, der weder nach Haut- und Haarfarbe noch nach äußerem Erscheinungsbild ein naher Verwandter des Kindes sein konnte.

Ich räumte grade das obere Stockwerk auf (Tabletts wegräumen, Tische abwische, Boden fegen etc.) als die beiden nun zusammen in der auf diesem Stockwerk liegenden Herrentoilette verschwanden.

Das war dann der Moment, in dem mein Gehirn vom Rattern der Zahnräder und Surren der internen Laufbänder in Schwingungen gebracht wurde. Ich bin also ungefähr ein-zwei Minute später hinterher, um nähere Betrachtungen vornehmen zu können. Sicher ist sicher, dachte ich mir.
Um das Verdächtige mit dem Unabdingbaren zu verbinden, nahm ich mir vor, diesen Kontrollbesuch mit dem obligatorischen Bodenwischeinsatz zu verbinden.

Ein Blick nach rechts zu den Urinalen: niemand
Ein Blick nach links zu den Toilettenkabinen: EINE Kabine besetzt, sonst niemand zu sehen.

Und Stille. Keine Gespräche, keine Geräusche zu vernehmen. Vermutlich, weil das Betreten des WC-Bereiches für jeden Besucher der Toiletten zu hören ist. Nach knapp zwei Minuten des Lauschens bin ich dann wieder raus, die Treppen runter und zum Schichtleiter (keine Ahnung, wie die offizielle McDoof-Terminologie hier lautet). Der (oder war es eine die? Oh, dieses Sieb zwischen meinen Ohren) dann mit mir zusammen wieder raufgestapft, in den Herren-Toilettenbereich rein und nach kurzer Prüfung der (unveränderten) Sachlage mit strenger Stimme klopfend um die Öffnung der Tür gebeten. Lange Momente später öffnete der ältere Fettsack die Tür und sagte mürrisch etwas wie "er hat mich gebeten, ihm bei der Benutzung der Toilette zu helfen". Der ebenfalls in der Toilette stehende Junge sagte nichts.
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte die Polizei gerufen werden müssen ( Personalien aufnehmen oder besser noch: einpacken, vernehmen und wegsperren).
Die Leitung des Hauses erteilte jedoch lediglich ein mündliches Hausverbot.
Und schickte dann beide nacheinander raus.

Was auch immer da in der WC-Kabine passiert war: der Junge brauchte sicher keine Hilfe bei der Benutzung.

Aber der alte Sack, der hatte Scheiße gemacht, die unerträglich zum Himmel stank und stinkt.

Fällt unter die Rubrik: würde ich heute anders machen.
Ein versteckter Schlag hier, ein gezielter Tritt dort, und GANZ SICHER eine Anruf bei der Poizei.

Erinnerungen | 14:53h | 2 Kommentare |comment