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Dienstag, 21. Juni 2005

Letztes Wochenende

bescherte unseren einstmals so jugendlichen Helden einen Wochenendausflug an die Seine-Metropole Paris.

In aller Frühe ging es im gecharterten Bus los, keine 14 Stunden (ich hasse euch, ihr Pariser Straßenverstopfer) später erreichten wir auch schon das teils malerische, teils bedenklich an der Bausubstanz bröckelnde Stadtteil Gentilly.

An einer deutschen Autobahnraststätte stellten mein Bruder und ich begeistert fest, dass mittlerweile ein neues Toiletten-Bonus-System entwickelt wurde:
vor dem WC ein Drehkreuz, dass man nach dem Einwurf eines 50-Cent-Stücks durchschreiten konnte. Als Gegenleistung erhielten wir einen 50-Cent-Gutschein, der im Gastronomiebereich einlösbar war.
Sehr praktisch, sehr lobenswert.

Machte ich mich in der gleichen Raststätte noch über die 2,70 Euro teuren O-Saftgläser (eisgekühlt) lustig -es stand immerhin noch der PLUS-Fruchsaftbehälter neben dem Tresen- verging mir der Spott als ich Kunde belgischer (dreckiger, teurer) und französischer (noch teurer) Raststätten werden durfte. Bezeichnenderweise lag vor einem belgischen Cola-Automaten eine arme, aber leider auch sehr tote Maus. Fernab jeder Straße, versteht sich. So nach dem Motto: für eine Cola würde ich jetzt alles geben ...

In Gentilly stand dann nach einem längeren Spaziergang (ok, ich war auf der Suche nach einen McDoof) Pizza auf dem Speiseplan. Das Wetter war trotz der späten Stunde noch bombig, und die Massen saßen vor einem Pizzaladen, den ich mir lieber nicht von innen ansehen wollte (uh-oh).
Aber wenn es die Einheimischen schon an die Tische zieht, dann sollte es eigentlich doch wohl gar nicht so übel sein.

War es auch nicht. War sehr mjam. Ich hatte eine Pizza Parma.
Der Boden war eher eine Fladenbrot denn ein typischer Pizzaboden, aber nichtsdestotrotz sehr delikat. Der Parmaschinken wurde frisch auf die bereits gebackene Pizza gelegt (war also nie im Ofen) und in der Mitte der Pizza strahlte mich ein Spiegelei an. Lecker-lecker-lecker.

Das 0,25 l Fläschchen Carlsberg hat mit stolzen 4,50 Euro zu Buche geschlagen. Überhaupt war Frankreich und Belgien immer sehr teuer, solange es um etwas mehr wie Grundnahrungsmittel ging.
Langnese-Eis (Cornetto) 2 Euro-und, fertig abgepackte Sandwiches zwichen 4 - 5 Euro, ein Cafe au lait 4,90 Euro usw usw.

Deutschland scheint im direkten Vergleich zu den frankophilen Nachbarstaaten tatsächlich ein Tiefpreisland zu sein, Donnerlüttchen noch eins.

Samstag blieb trotz der Hochzeit meines Cousins noch Zeit für einen kurzen Stadtbummel,
Moppelhoppel

der mich und Brüderchen dann auch noch in die heiligen Hallen von Notre Dame (Skandal: es war nirgends ein Hunchback zu sehen) führte.

In den Seitenflügeln der Kathedrale wimmelte es nur so vor selbstverliebten Bildnissen (riesige Ölgemälde und oder Statuen) ehemaliger Kirchenoberer und Pfeffersäcke. Ekelerregend.


Hier meine Lieblingsdarstellung: Gevatter Tod, der einem armen Sargbewohner mit der Sanduhr vor der Nase fuchtelt.
Nachtreten nach dem Ableben eines ungeliebten Mitmensche, wenn ich mal so frei vor mich hin vermuten darf, hihi.
Time to say goodbye

Nach einer nachmittaglichen Busfahrt mit Hitze, Stau und Nerv dann die Hochzeit, gefolgt von einer Bootsfahrt auf der erstaunlich blau-grünen Seine, dazu ein jazzige Band, lecker Trinken und französiches Essen (Entenmägen, anyone? Wie rezitierte mein Brüderchen anschließend so passend aus dem Leben des Brian (tm): "Lerchenzungen! Otternnasen! Ozelothmilch"...
;)

Der Rest im Schnelldurchgang:
-geschlagene 15 Minuten (wie gerne hätte ich das wörtlich genommen...) brauchte der völlig unfähige (oh wie peinlich, ja, ich wollte rein) McDonalds-Knecht in der Pariser City, um zwei lausige Cheeseburger zu produzieren.
-Dialog meines Bruders mit dem französischen Markthändler:
"Ich würde gerne dieses Katzenhaken-Teil kaufen. Aber mit 30 Euro ist zu teuer"
"Nein, mit 30 Euro es ist zu billig"
"Für 20 Euro nehme ich es mit, sehen sie mal hier, es ist bereits nicht mehr ganz einwandfrei"
"Sie kucken zuviel tunesisches TV, dass hier ist nicht der Markt von Marrakesch"
25 Euro wechselten 5 Minuten später schließlich die Besitzer. Ich hatte also viiiel Zeit mir die dort ebenfalls angebotenen fleischfressenden (don't touch!) Pflanzen anzusehen.
-Flöte heißt auf Englisch "Rekorder" ("Flute" ist die Querflöte)
-Franzosen sind Flaggenfetischisten (wenn es auch nur um die französische und die Europaflagge geht). Warum haben die am 18. Juni überall die Lappen rausgehängt? Waterloo wird der Grund wohl schwerlich sein können, oder? War jedenfalls kein Halbmast gesetzt. Hat es was mit deGaule zu tun?

Na, war jedenfalls sehr schön. Und jetzt zum Sport.
Fernseher an, Füße hoch usw. Sie wissen schon
;)

Ein Reisebericht | 22:01h | 5 Kommentare |comment