Vor dem Tor der Hölle stehen
Gestern abend, irgendwo auf der Bahnstrecke Hamburg Bremen,
der Zug bleibt für eine halbe Stunde stehen.
Polizeieinsatz auf den Gleisen. Kann eigentlich nur eines bedeuten.
Und als ob der dahinverschiedene hinter sich die Tür nicht richtig geschlossen hat, verändert sich die Atmosphäre in meinem Abteil dermaßen, dass ich mich tatsächlich nahe der Hölle wähne.
Ein Osteuropäer, den ich nicht sehen kann, der aber unzweifelhaft direkt vor mir sitzen muss, telefoniert für die gesamte Standzeit des Zuges lauthals in einem unüberhörbaren Redeschwall ohne Punkt und Komma einen slwawischen Kauderwelsch ("...snnnrrrblaschnischnislarbrrrdrumschlarrrblischnirr..."),
während der bizar gelockte kleine Junge tatsächlich die gesante halbe Stunde neben mir den Abteilgang laut trampelnd rauf und runter rennt.
Ich habe Kopfschmerzen, und mein MP3-Spieler wirft mir in der Random-Songauswahl plötzlich nur noch ruhige Lieder aus der Songauswahl, die, egal wie laut man sie aufdreht, nicht in der Lage sind, das Gebrabbel oder Getrappel auch nur ansatzweise zu übertönen.
Von der visuellen, akkustischen und physischen Pein gemartet, bleibe ich stumm und unbeweglich auf meinem Sitz.
Endlos quälen sich und mich die Minuten dahin.
Mir wird kalt und die Luft fängt an nach Rauch zu stinken, da der Zugbegleiter die anwesende Raucherschaar ermutig, die Zeit für ein paar Zigaretten vor der Zugtür zu nutzen.
Und der Zug will und will einfach nicht mehr losfahren.
Endlich, eine gefühlte Ewigkeit später, rollt er dann weiter in die Nacht hinein, das Gebrabbel verstummt, der Junge stzt sich still auf einen Sitz, und das beruhigende ta-tack-ta-tack des über die Gleise holpernde Waggons lullt mich langsam wieder ein.
Der gefühlte Abglanz der Hölle hat sich aber in meine Seele verbissen, und ich denke den Rest der Fahrt nur noch darüber nach, von wem ich ein paar Empfehlungen für Hass-Songs bekommen könnte.
Es ist wahrlich Herbst geworden, und es gibt Rätsel in der Nacht.