Mittwoch, 1. Januar 2014
Durchgeschleust
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im Bratofen. Wir waren froh, daß wir im Steuer-
haus saßen, wo es noch einigermaßen kühl war.
Allmählich näherten wir uns der Schleuse in Dör-
verden. Der Schiffer gab durch viermaliges Tuten
den Schleusenwärtern die Ankunft unseres Schiffes
bekannt, die dann, wenn kein Betrieb ist, das
Wasser absacken lassen, damit die Schiffe gleich in
die Schleuse hineinfahren können und keine Zeit
verlieren. Auf den verkehrsreichen Kanälen aber sind
manche Schleusen so belagert, daß die Schiffer oft
eine Stunde oder mehr warten müssen, ehe ihr
Kahn durchgeschleust wird. Oh, wir hatten die
Schleuse ja schon erreicht! Jetzt wiederholte sich
dasselbe Spiel wie
gestern. Die Besatzungs-
mitglieder sind in
der Schleuse immer
auf ihren Posten;
denn solche Schleu-
senmanöver sind
nicht immer ungefährlich. Der Wasserspiegel war
schon bis zur Hälfte gestiegen. Das Wasser hatte
fast aufgehört zu gurgeln und zu rauschen, als
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
Wasserstände
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mahl fragte ich erstaunt den Schiffer, warum hier so
wenig Verkehr auf der Weser wäre. "Ja, mein Junge," ,
antwortete er mir, "wenn du die Wasserstände der Weser
im Radio gehört hast, weißt du, daß die alte Weser wie-
der einmal kleines Wasser führt. Die Schiffe, die mehr
Ladung haben, müssen daher den Umweg über den
Küsten- , Dortmund-Ems und Mittellandkanal
machen. Wir können mit unseren 350 Tonnen ruhig
bis Rinteln fahren." Ja, der Wasserstand ist das größte
Hindernis der Weser. Darum geht man jetzt daran,
die Weser zu kanalisieren, damit alle Schiffe
mit voller Nutzung der Tonnage sie befahren können.
Für unsere Wasserwirtschaft hat es aber den Nachteil,
daß dann die Rheinschiffe hier ebenfalls Waren beför-
dern können und die Weserschiffer so eine starke
Konkurrenz haben werden. Nachdem wir uns sattgegessen
hatten, gingen der Schiffsführer und ich ins Steuer-
haus, um den Matrosen, der das Schiff so lange
geführt hatte, abzulösen. Der Matrose hatte auf die-
ser Fahrt das wenigste zu tun, er kontrollierte
höchstens die Arbeit des Schiffsjungen, oder er steuerte.
Zu dieser Zeit war es auf den eisernen Planken an
Deck gar nicht mehr auszuhalten. Eine Hitze wie
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
Dienstag, 31. Dezember 2013
15 km in der Stunde
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Ankerlaterne an. Danach packten wir uns tod-
müde in die Betten. Ich habe so in meinem Sinn
gedacht "Gott sei dank, daß es auf den Motorschiffen
keine Petroleumlampen mehr gibt, sonst hätten
wir eine Stunde am Tag nur Lampen putzen
müssen!". Aber wenn die Akkus nicht richtig behan-
delt werden, wird das Licht, wenn der Motor nicht
mehr läuft, immer dunkler, und nach einem
halben Jahr sind sie dann zerfressen.
Es war 6 Uhr morgens, als der Schiffer über die
Gangbord polterte, an unser Fenster klopfte und
uns aufweckte. Wir hatten nebelfreie Sicht. Als wir
die Flaggen hochgezogen hatten, fuhren wir los.
Die Strömung war
auf der Mittelweser
noch gering, und
die "M. S. Henni"
schaffte noch leicht
15 km in der Stunde.
Die Landschaft
links und rechts der Weser war bis Minden, wie
auf dem Kanal, eintönig, und von ein paar
Dörfern und Städten unterbrochen. Beim Mittags-
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
Eitermündung
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zug "Rudolf Tewes" in der großen Schleusenkammer.
Die "M. S. Henni" fuhr langsam
in die kleine Kammer, und bald
lagen wir vertäut an der
Schleusenmauer. Als noch zwei
kleine Schiffe in die Schleuse
getuckert waren, schloß sich
das Schleusentor. Nun hob
sich das Wasser um einige
Meter; und dann konnten
wir durch das obere Tor unsere
Weiterfahrt antreten. Wir fuhren noch bis zur Eiter-
mündung - Thedinghausen - , wo unser Schiffsführer
und unser Matrose zu Hause waren. Nun waren
Horst und ich alleine an Bord. Jetzt hatten wir freie
Bahn und konnten das machen, wozu wir Lust
hatten. Schnell ließen wir das Beiboot ins Wasser,
und mit der Badehose bekleidet, fuhren wir in die
Mitte der Weser und machten einen Kopfsprung nach
dem anderen vom Bootsrand, bis wir uns vom
heißen Tage abgekühlt hatten. Dann schwangen
wir uns hungrig aufs Schiff, um Abendbrot zu
essen. Wir zogen die Flaggen ein und knipsten die
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
Rettungsring
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in kurzer Zeit ruiniert sein würde. Auch im
Maschinenraum war alles schön geputzt und ge-
ordnet, daß es einem Freude machte, sich darin auf-
zuhalten. Sonst hatten wir auf dieser Reise nicht
viel zu tun; denn das Schiff und die Kajüten brauchten
nicht gestrichen zu werden, da die "M. S. Henni" nach dieser
Reise zur Werft sollte.
Am Badestrand tummelten sich schon viele Bade-
gäste und die Segler kreuzten gegen den Wind.
Wir passierten gerade die "Bremer Vulkan Werft",
als ein Segler, der von einem an uns vorbeigleitenden
Seedampfer abgelenkt worden war, genau vor den
Bug der "M. S. Henni" fuhr und samt des zerschmet-
terten Bootes unters Schiff kam. Zum Glück konnte
sich die ältere Dame, die mitsegelte, an dem von
unserem Schiffsführer hingeworfenen Rettungsring
anklammern und von den D. L. R. G. Mitgliedern an
Land geholt werden. Der alte Schiffer sagte zu mir,
daß solche Zwischenfälle in der Binnenschiffahrt sehr
oft passierten und den Schiffern viel Unannehmlich-
keiten verursachen könnten.
Zur Mittagszeit gelangten wir wir zur Hemelinger Schleuse.
Es lag gerade der nach Hameln fahrende Dampfschlepp-
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
Montag, 30. Dezember 2013
Streckenhinweis
Einmal Google Maps malträtiert, um die Strecke Brake nach Rinteln in etwa abschätzen zu können:

Ca. 200 Kilometer Flußfahrt.

Bergwärts
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spuckten die beiden
Sauger auch schon
das Getreide in uns-
ere Räume, die,
da wir bloß 350 t
Getreide befördern
sollten, innerhalb von 2 Stunden voll waren.
Die Räume wurden nun abgedeckt. Ein Zollbe-
amter plombierte sie, um zu verhindern, daß
jemand etwas stahl. Dann ließen wir den M. W. M.
Dieselmotor an und fuhren die Weser bergwärts,
Rinteln entgegen. Aber ach! Wie sah das Deck bloß
aus! Von dem Getreidestaub war es ganz weiß
geworden, und wir mußten es wieder abspritzen,
damit das Schiff sauber aussah. Nach dieser Arbeit
stiegen Horst und
ich die Treppe zum
Maschinenraum
hinab, um den Motor
abzuschmieren. Dies
mußte alle zwei Stunden
gemacht werden, da
andernfalls die Gelenke abnutzen und der Motor
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
Sonntag, 29. Dezember 2013
Ungewitter
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Am Spätnachmittag zogen wir uns neues Zeug
an, um in der Stadt einige Einkäufe zu besorgen;
denn im Moment gab es an Bord nichts zu machen.
Auf der Weser gibt es nämlich keine Proviantboote
wie auf dem Rhein, die den Schiffern die Eßwaren
an Bord bringen. Aber das macht auch nichts. Die
Schiffsjungen freuen sich, wenn sie an Land kön-
nen. Sonst müssen sie ja doch immer auf dem
Schiff bleiben: entweder sind sie unterwegs, oder
der Schiffsführer geht selbst an Land, und sie müssen
dann Bordwache halten. Nach ein paar Stunden
zog ein schweres Gewitter auf, und wir machten,
daß wir mit unseren eingekauften Lebensmitteln
noch trocken an Bord kamen. Da wir nichts mehr
zu tun hatten, nahmen wir uns ein Buch und
legten uns in die Koje. Da brach das Ungewitter auch
schon los. Wir waren froh, daß wir im Bett lagen
und hörten dem Regen, der auf die Kajüte prasselte,
zu, bis er uns eingeschläfert hatte.
Am nächsten Morgen war wieder das herr-
lichste Wetter. Gutgelaunt deckten wir die Luken
der Räume ab und machten die "M. S. Henni"
neben den mächtigen Schiffskörper fest. Dann
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
Fernweh
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kein Licht zu bezahlen brauchen. Nur für die kleinen
Kinder ist es an Bord gefährlich. Man muß sehr
darauf aufpassen! Wie leicht können sie in einem
unbewachten Augenblick über Bord fallen! Wenn
sie 6 Jahre alt sind, und die Schule besuchen müssen,
werden sie in einem Schifferheim untergebracht,
in dem sie ihr Zuhause finden.
Als wir schon beim Mittagessen waren - wir hatten
solchen "Kohldampf" - kam endlich der Schiffer
mit der Nachricht wieder, daß wir am anderen Mor-
gen mit Einladen anfangen sollten. Als wir mit
Mittagessen und Saubermachen fertig waren, sahen
wir, wie grade der Getreidedampfer von zwei Schlep-
pern an seinen Platz bugsiert wurde; denn der große
Seedampfer selbst ist zu unwendig dazu. Beim
Anblick solchen Rie-
sens bekommen vie-
le Jungen Fernweh,
und mancher Schiffs-
junge ist schon vom
Binnenschiff zum
Seeschiff überge-
gangen.
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
Frauen an Bord
- 9 -
...
haus. Dort konnte ich mich stundenlang aufhalten, denn
von hier aus ließ sich alles überschauen. Auf meine
Bitte hin gab mit der Schiffsführer das Steuer in
die Hand; denn auf der Unterweser ist es nicht
schwer, ein Schiff zu führen. Das Fahrwasser ist
durch rote Bojen auf der einen Seite und durch
schwarze Bojen auf der anderen Seite gekennzeichnet.
Wie ich feststellte, muß man als Steuermann sehr
gute Augen haben. Mir taten sie schon nach kurzer
Zeit vom ewigen Aufpassen weh. Nach zwei Stunden,
gegen Mittag, kamen
wir in Brake an. Als
wir die M. S. Henni
an der Getreideanlage
-Karl Gross- , wo schon
ein paar auf Getreide
wartende Schiffe
angetäut waren, festmachten, ging der Schiffsführer
zum Hafenamt, um die M. S. Henni anzumelden.
Die meisten Schiffer haben ihre Frauen mit an
Bord. Auch unser Schiffer wohnt hier mit seiner
Frau; denn auf dem Schiff können sie billiger leben
als an Land, weil sie keine Kohlen, keine Miete und
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
Sonntag, 29. Dezember 2013
Nebel
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...
wenn er seine halbe Lehrzeit auf einem Bockschiff
und die andere Hälfte auf einem Motorschiff ver-
brächte, denn auf einem Schleppkahn lernt er,
wie man mit den Drähten umgeht, was in der
Binnenschiffahrt sehr bedeutend ist. Auf dem
Motorschiff lernt er wiederum die Bedienung des
Motors kennen.
Am anderen Morgen, als ich erwachte, wunderte
ich mich, daß wir noch an Land lagen, obwohl
es schon 9 Uhr war. Aber als ich hinausging, sah
ich, daß es unmöglich war zu fahren. Der Nebel
lag so dicht über dem Wasser, daß wir kaum
20 m weit schauen konnten. Da konnten wir in
der blitzsauberen Küche erst einmal in Ruhe unser-
en heißen Kaffee trinken. Als die Sonne den Nebel
durchbrach, wurd's auch Zeit loszuwerfen
und wegzufahren; denn am Nachmittag sollte
der Getreidedampfer Brake anlaufen. Wenn wir
schnell fertig werden wollten, mußten wir sehen,
daß die "M. S. Henni" möglichst als eines der ersten
Schiffe am Pier festmachte, damit wir vor den anderen
einladen konnten. Während Horst und der Matrose
die Räume fertig machten, ging ich ins Steuer-
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
Freitag, 27. Dezember 2013
Tiefschwarze Nacht
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die Besatzung hörte nun das ruhige Leben, daß wir
auf dem Schleppkahn "Henni" hatten, auf. Jetzt wurde
vom Seehafen bis ins Landesinnere ohne Pause
gefahren; denn ein Motorschiff muß mehr Rei-
sen machen als ein Schleppschiff, wenn es be-
stehen will."
Durch unsere Unterhaltung war es inzwischen
spät geworden. So machten wir uns zum Schlafen
fertig, denn am anderen Morgen mußten wir in Bre-
men loswerfen, um die Getreideladung von Brake zu
ihrem Bestimmungsort zu bringen, ehe wir zur Werft
nach Vlotho / Uffeln fuhren. Ich verließ seine Kajüte
und ging nach vorne, wo ich mit dem Schiffs-
jungen, meist "Moses" genannt, schlief. Es war
stockfinstere Nacht. Nur die Ankerlaternen der Schif-
fe spiegelten sich im schwarzen Wasser wider, und
ich mußte mich vorsehen, damit ich nicht über
Bord fiel. Horst, der Schiffsjunge, schlief noch nicht,
und so erzählten wir uns noch etwas. Ich fragte
ihn, warum er grade auf einem Motorschiff hatte fahren
wollen. Da meinte er, auf einem Schleppkahn sei es
zu langweilig, und außerdem lernte man dort
zu wenig. Ich finde jedoch, daß es ganz gut wäre,
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
Schlafbutzen und mehr
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von vandag un fröher vor Oogen höllt, kriggt
man rein to väl." Da hat er auch bestimmt recht,
denn wie in den Bauernhäusern an Land gab
es auf den hölzernen Schiffen auch enge Schlaf-
butzen, die mit Stroh gefüllt waren. Durch die
Ritzen in den Bordwänden konnte man direkt
in den Himmel hineingucken. Wie oft ist der Wind
da wohl hindurchgepfiffen! Was muß das immer
ein Fluchen gegeben haben! Das soll aber noch nicht
das Schlimmste gewesen sein. An Bord soll es
auch noch denselben Flohzirkus wie an Land
gegeben haben, der den Butzenraum noch un-
gemütlicher machte als er schon war.
"Aber wie du selber siehst," fing er wieder zu erzählen
an, "sind die Holzschiffe jetzt ganz verschwunden,
und 90% aller Schiffe sind jetzt schon mit einem Motor
versehen; denn, wenn du es noch nicht weißt, ver-
langt der Seehafenverkehr Pünktlichkeit und Schnellig-
keit und ist daher auf die Motorschiffe besonders
angewiesen. Trotzdem werden die Schleppkähne
nicht aussterben. Im Massengutverkehr sind sie
unentbehrlich. 1949 wurde auch die "M. S. Henni"
motorisiert. Für mich als Schiffsführer und für
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
Donnerstag, 26. Dezember 2013
Trabb-Trabb
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...
wir die Hunderte von Tonnen selbst ein- und ausladen,
und für diese Arbeit war der Küchenzettel verdammt
einfach. Meinst du, wir konnten uns einmal etwas
Schönes machen, was uns schmeckte? War gar nicht
daran zu denken!" Nach der Meinung des Schiffers
konnte der Magen des "Knechtes Hans", wie damals
der Matrose genannt wurde, wohl "Karo trocken" -
unbeschmiertes Brot - vertragen, nicht aber die
dazugehörende "Schminke" - Butter - und Mettkane -
Mettwurst - . "Auch waren unsere Löhne," wie er
weiter fortfuhr, "mehr als gering und der Küchen-
zettel in jeder Woche der gleiche. Montags gab's
dicke Graupen - Kälberzähne - , dienstags Linsen,
mittwochs Bohnen, donnerstags Erbsen, freitags
Wicken, samstags Labskaus und fast jeden Sonn-
tag "Trabb - Trabb" - Pferdefleisch - ."
- Wie ich das selber auf dem Schiff erlebt habe, ist
es jetzt ganz anders; das Essen ist so abwechslungs-
reich wie zu Hause - . "Daß es auf den hölzernen
Kähnen - an Land auch schwimmende Särge
genannt - bequem war, kann ich nicht grade sagen."
Mir klingt es immer noch in den Ohren, wie der "Alte"
sagte: "Wenn man dor so öber nadenkt un de Schäpen
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
Lang Englisch
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"Junge, Junge, diese Zeit vergeß ich nie, die hat mir
mein Schiffer auf "lang Englisch", d. h. mit dem
geteerten Tampen, ins Gedächtnis gebläut." Auf meine
Frage hin, warum denn früher so viele Jungen
an Bord gegangen waren, wenn sie es so schlecht
gehabt hätten, antwortete er, daß, wenn der Vater
Schiffer gewesen war, der Sohn es ebenfalls werden
mußte. Sich einen anderen Beruf zu wählen, kam
gar nicht in Frage. "Unsere Arbeitszeit begann
schon morgens, noch bevor die Hähne krähten.
Das erste war für uns Jungen auf den hölzernen
Kähnen, dem alten "Natty" den Schweiß abzuwischen",
wie es in der alten Schiffersprache heißt, wenn man das
Wasser aus dem Kahn pumpen mußte. "Dann
mußte Werg gepflückt werden, womit die un-
dichten Stellen im Schiff kalfatert wurden. Erst
wenn wir damit fertig waren, begann unser
eigentlicher Tageslauf. Die Arbeit war für die
heutigen Verhältnisse unvorstellbar schwer,
denn das gesamte Laden und Löschen war damals die
Arbeit des Schiffers und seiner Leute. Wenn wir
z. B. eine Ladung Weizen - früher wurde noch
alles als Sackgut verfrachtet - bekamen, mußten
3 <-- ... -->5

Fürstenberg
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...
Hameln befahren zu können, kauften wir uns
noch den "Fürstenberg" dazu. Dann, 1911, hatten wir
es geschafft: Der Alte strich sich durch die Haare
und seufzte, als ob er es in Gedanken nochmal er-
lebte -. Jetzt konnten wir den Kampf mit der
Schleppschiffahrtsgesellschaft getrost aufnehmen-
Zwei Jahre hindurch wurde dieser Kampf mit Ver-
bissenheit geführt, bis schließlich die Schiffahrts-
gesellschaft bereit war, mit uns zu verhandeln und
sich also mit den Privatschiffern auf Friedensfuß
zu stellen. Einer achtete auf den anderen. Die Raddampfer
der O. P. V. mußten allerdings "auf volle Kraft voraus"
fahren, damit sie mit der Schleppschiffahrtgesellschaft
konkurrieren und die Dampfer bezahlen konnten.
Es war keine Seltenheit, wenn sich der Kapitän der
"Fürstenberg" sich in Minden einen Schleppzug
auflud und vor Hann.- Münden nicht wieder fest-
machte. Der hat damals zwei Brillen besessen, eine
für die Nacht und eine bessere für den Nebel,
damit er ja keine Fahrt versäumte."
Wenn wir dann noch abends gemütlich in der
Kajüte saßen und "er" seine Pfeife paffte, erzählte
er mir gerne von der Zeit, als er noch Schiffsjunge war.
2 <-- ... --> 4
